Siebzig Prozent USA wollen Guantánamo-Häftlinge freilassen

Washington (rpo). Den größten Teil der Gefangenen im umstrittenen Haftlager in Guantánamo auf Kuba wollen die USA in ihre Heimatländer zurückschicken. Nach der bereits bekanntgegebenen Vereinbarung zur Rückführung von Häftlingen nach Afghanistan würden ähnliche Regelungen auch mit dem Jemen und Saudi-Arabien angestrebt.

So zitierte die "Washington Post" am Freitag den US-Regierungsbeauftragten für die Ahndung von Kriegsverbrechen, Pierre-Richard Prosper. Der Zeitung zufolge sollen mit diesen drei Vereinbarungen fast 70 Prozent der derzeit noch 510 Gefangenen aus Guantánamo fortgeschickt werden.

Ziel sei es, dort nur noch einen harten Kern von mutmaßlichen Terroristen festzuhalten, die dann mit weiterhin unbegrenzter Haft zu rechnen hätten, sagten Regierungsmitarbeiter dem Blatt. Das Ziel sei es nicht, das Lager zu schließen, betonte der Vize-Abteilungsleiter im Pentagon für Häftlingsfragen, Matthew Waxman, der gerade zusammen mit Prosper zum Abschluss des Abkommens mit Afghanistan in Kabul war. Allerdings wollten die USA nicht mehr als "der Gefängnisverwalter der Welt" da stehen. Es sei ein umsichtigerer Kurs, die Lasten auf Partnerstaaten zu verlagern.

Das mit Afghanistan geschlossene Abkommen sieht vor, dass die USA schrittweise die große Mehrheit der afghanischen Gefangenen in ihrem Gewahrsam an die Regierung in Kabul übergeben. Darunter fallen neben Häftlingen in Guantánamo auch die in den afghanischen Städten Bagram und Kandahar. Nach Angaben von Pentagon-Sprecher Bryan Whitman befinden sich derzeit noch rund 110 afghanische Gefangene in Guantánamo. Die Überstellung der Gefangenen nach Afghanistan solle nicht beginnen, bevor dort mit US-Hilfe ein neues Gefängnis für diese Häftlinge fertig gestellt sei.

(afp)
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