Wirbel um Spaniens Diktator Franco Überreste sollen aus Basilika verbannt werden

Von Manuel Meyer · Die sterblichen Überreste des spanischen Diktators Francisco Franco sollen aus der päpstlichen Basilika im "Tal der Gefallenen" entfernt werden. Das zumindest empfiehlt eine Expertenkommission der spanischen Regierung.

 Das Grabmal des spanischen Diktators Franco soll verlegt werden.

Das Grabmal des spanischen Diktators Franco soll verlegt werden.

Foto: afp, PHILIPPE DESMAZES

Das Mausoleum nordwestlich von Madrid soll in eine Gedenkstätte für alle Opfer des Bürgerkriegs (1936-1939) umgewandelt werden. Da es sich aber bei Franco allerdings nicht um ein Opfer des Bürgerkriegs handele - er starb 1975 -, sollten seine Überreste an einen von den Hinterbliebenen gewählten Ort gebracht werden, so der Sprecher der Expertenkommission, Virgilio Zapatero.

Die Expertenkommission wurde vom scheidenden sozialistischen Ministerpräsidenten Jose Luis Rodriguez Zapatero ins Leben gerufen, um das 2007 verabschiedete "Gesetz zur historischen Erinnerung" in die Praxis umzusetzen. Das Gesetz, unter dem auch die Suche nach anonymen Massengräbern aus der Bürgerkriegszeit in Angriff genommen wurde, soll zur "Aussöhnung" zwischen Opfern und Siegern beitragen.

Das "Tal der Gefallenen" diente bislang allerdings nur der Huldigung für Kriegsopfer auf Seiten Francos. Der General löste 1936 mit einem Putsch gegen die republikanische Regierung nicht nur den Bürgerkrieg aus, sondern gab nach seinem Sieg auch 1940 das Denkmal in Auftrag.

Franco führte Spanien von 1939 bis zu seinem Tod 1975 mit eiserner Hand. Rund 20.000 republikanische Kriegsgefangene und politische Häftlinge mussten die gigantische, 262 Meter lange Basilika in Zwangsarbeit in den Berg hauen. Über der 45 Meter hohen Kuppel thront ein 150 Meter hohes Betonkreuz, das kilometerweit zu sehen ist.

Fast 60.000 Gefallene im Massengrab

Die Basilika, in der auch der faschistische Parteigründer der Falange Jose Antonio Primo de Rivera beigesetzt ist, wurde errichtet, um Francos Gefallene, die für Gott und Spanien gestorben seien, beerdigen zu können, wie der Historiker Paul Preston erklärt. In dem Massengrab unter dem Mausoleum wurden fast 60.000 Soldaten bestattet, davon 15.000 anonym. Doch längst nicht alle waren Franco-Anhänger. Tausende republikanischer Kriegsopfer ließ der General aus anderen Massengräbern hier im "Valle de los Caidos" verscharren, was von den Hinterbliebenen der Franco-Opfer noch heute als Demütigung empfunden wird.

Seit Jahren fordern Opfervereinigungen und Angehörige, dass die Überreste ihrer Verwandten endlich exhumiert und an einem anderen Ort bestattet werden können, weit weg von dem Despoten. Da die Identifizierung der Überreste in dem Massengrab technisch jedoch kaum möglich ist, plädiert die Expertenkommission der Regierung nun dafür, stattdessen den Leichnam des Diktators zu verlegen. Dabei soll zugleich auch die Gedenkstätte, eines der letzten Symbole des Franco-Regimes, entpolitisiert und zu einem Gedenkort für Opfer beider Seiten gemacht werden.

Die Entscheidung, was mit den Überresten des Diktators und mit der Umgestaltung des Mausoleums passieren soll, kommt freilich der künftigen konservativen Regierung von Mariano Rajoy zu, der bei den Parlamentswahlen am 20. November die absolute Mehrheit gewann. In der Vergangenheit hat sich seine konservative Volkspartei immer wieder gegen das sozialistische Gesetz zur Aufarbeitung des Bürgerkriegs und der Verbrechen unter der Franco-Diktatur ausgesprochen, "um nicht alte Wunden aufzureißen". Letztlich wird es auch an der katholischen Kirche sein, über das Schicksal der Überreste des Diktators und des Mausoleums zu entscheiden. Die Basilika und das angeschlossene Kloster befinden sich in ihrem Besitz.

Das Gotteshaus und der umliegende Komplex werden jährlich von rund 500.000 Touristen besucht, darunter auch zahlreiche Anhängern des Franco-Regimes und seiner alten faschistischen Bewegung "Falange". Unterdessen haben Francos Familie und die "Nationalstiftung Francisco Franco" abgestritten, bereits mit der Regierung eine angebliche Überführung der sterblichen Überreste des Diktators auf den Friedhof El Prado auszuhandeln. Dort liegt die Witwe Francos beerdigt.

(KNA)
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