Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde Nordkorea fährt anscheinend umstrittenen Reaktor hoch

Seoul/Wien · Die Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde können die Aktivitäten nur noch per Satelit beobachten. Dort sieht es wohl so aus, als fahre Pjöngjang einen Reaktor hoch, der auch Material für den Bau einer Atombombe liefern könnte.

 Auf diesem Satellitenfoto ist der Nuklearkomplex in Yongbyon zu sehen. Nordkorea hat nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde möglicherweise den Atomreaktor wieder in Betrieb genommen.

Auf diesem Satellitenfoto ist der Nuklearkomplex in Yongbyon zu sehen. Nordkorea hat nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde möglicherweise den Atomreaktor wieder in Betrieb genommen.

Foto: dpa/Planet Labs Inc.

Nordkorea hat nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) möglicherweise den Atomreaktor in seinem umstrittenen Nuklearzentrum Yongbyon wieder in Betrieb genommen. Mit einer Leistung von nur fünf Megawatt ist der Reaktor zwar klein, kann aber Plutonium zur Herstellung von Atombomben liefern. „Seit Anfang Juli 2021 hat es Anzeichen gegeben, einschließlich des Ablaufs von Kühlwasser, die mit dem Betrieb des Reaktors übereinstimmen“, hieß es in einem IAEA-Bericht über die Entwicklungen in Nordkorea seit September 2020.

Südkorea wollte die Angaben der IAEA über den Reaktor zunächst nicht bestätigen. Die Regierung beobachte die Nuklear- und Raketenaktivitäten Nordkoreas in enger Zusammenarbeit mit den USA, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums am Montag. Der IAEA-Bericht war am Freitag dem Gouverneursrat der Behörde vorgelegt worden.

Zudem war dem Bericht zufolge in Yongbyon das radiochemische Labor, das als Anlage zur Wiederaufarbeitung benutzter Kranbrennstäbe dient, von Mitte Februar bis Anfang Juli betrieben worden. Die Hinweise auf die Abläufe im Reaktor und im Labor seien „zutiefst beunruhigend“. Die IAEA beruft sich bei ihren Beobachtungen auf angekaufte Bilder, die von kommerziellen Satelliten gemacht wurden. Eine unabhängige Überprüfung der Nuklearaktivitäten in Nordkorea ist nicht möglich, seitdem das Land vor einigen Jahren internationale Atominspekteure des Landes verwiesen hatte.

Über die Abläufe im Labor hatten bereits im März die Experten der auf Nordkorea spezialisierten Nachrichtenseite „38 North“ des Stimson Center in den USA berichtet. Demnach hatten schon im Januar Bilder gezeigt, dass Nordkorea Vorbereitungen für den Neustart traf. Beim Wiederaufarbeitungsprozess fällt unter anderem Plutonium an.

Das Land ist wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen. In einem internen UN-Bericht hatte es im Februar geheißen, Nordkorea treibe das Programm trotz der Sanktionen weiter voran.

(lils/dpa)
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