Erstes Treffen seit Jahren Abbas trifft israelischen Verteidigungsminister Gantz

Jerusalem · Im Mittelpunkt steht eine Verbesserung des Gesprächsklimas, man habe vereinbart in Kontakt zu bleiben. Israel macht jedoch auch eine Ankündigung.

 Israels Verteidigungsminister Benny Gantz trifft heute in Jerusalem auf den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas.

Israels Verteidigungsminister Benny Gantz trifft heute in Jerusalem auf den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas.

Foto: AP/Abir Sultan

Zum ersten Mal seit Jahren hat der palästinensische Präsident Mahmud Abbas einen ranghohen Vertreter der israelischen Regierung persönlich getroffen. Abbas kam am Sonntagabend in Ramallah im Westjordanland mit dem israelischen Verteidigungsminister Benny Gantz zusammen, wie die israelische Zeitung „Haaretz“ berichtete.

Das Büro des Ministers teilte mit, Gantz habe Abbas versichert, dass Israel die palästinensische Wirtschaft stärken wolle. Außerdem seien Sicherheitsfragen diskutiert worden. Die beiden Männer hätten vereinbart, in Kontakt zu bleiben. Die Wirtschaft im von Abbas verwalteten Westjordanland ist von Israel abhängig. Hussein Scheich, ein ranghoher Berater des palästinensischen Präsidenten, bestätigte das Treffen in einer Erklärung auf Twitter.

Ein palästinensischer Beamter sagte, Gantz und Abbas hätten mögliche Schritte zur Verbesserung der Gesprächsatmosphäre zwischen den beiden Seiten erörtert. Dazu gehörten die palästinensischen Forderungen nach einem Stopp der israelischen Militäroperationen in den palästinensischen Gebieten des besetzten Westjordanlandes, die Erlaubnis zur Zusammenführung von Familien mit Verwandten in Israel und die Zulassung von mehr palästinensischen Arbeitern in Israel. Der Beamte wollte seinen Namen nicht nennen, da er nicht befugt war, über das Treffen zu sprechen.

Das Gespräch zwischen Gantz und Abbas fand statt, kurz nachdem der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen worden war. Die Regierung Biden sieht in Abbas einen wichtigen Akteur in den Bemühungen um die Wiederaufnahme der seit langem festgefahrenen Gespräche über die Bedingungen für eine palästinensische Eigenstaatlichkeit, auch wenn Abbas zunehmend isoliert und beim eigenen Volk unbeliebt ist. Es soll sich um das erste öffentliche Treffen ranghoher Vertreter beider Seiten seit 2014 gehandelt haben.

Das Gespräch könnte einen Richtungswechsel signalisieren, nachdem die Kommunikation zwischen Abbas und der israelischen Führung in den letzten Jahren unter dem früheren israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu fast vollständig abbrach. Netanjahu hatte erklärt, Abbas sei kein verlässlicher Partner für ein Friedensabkommen.

Zwar lehnt auch Bennett eine palästinensische Unabhängigkeit ab, ebenso wie manche seiner Koalitionspartner. Der Ministerpräsident hat jedoch erklärt, er unterstütze den Aufbau der palästinensischen Wirtschaft und die Ausweitung der Autonomie für die Palästinenser. Er ist auch daran interessiert, Abbas in seiner Rivalität mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas zu unterstützen.

(lils/dpa)
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