Kampf gegen IS-Dschihadisten USA fliegt neue Welle von Luftangriffen im Nordirak

Washington · Während das US-Militär Wasser und Lebensmittel für zehntausende Flüchtlinge im Irak abgeworfen hat, hat die Air Force ihre Luftangriffe gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) im Norden des Irak fortgesetzt.

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

US-Kampfdrohnen hätten am Freitag gegen 16 Uhr MESZ in der Nähe der Stadt Erbil eine mit einem Mörser bewaffnete IS-Einheit attackiert und die "Terroristen" getötet, teilte das Pentagon mit. Wie das Verteidigungsministerium in Washington weiter mitteilte, griffen etwa eine Stunde später vier F-18-Kampfflugzeuge einen aus sieben Fahrzeugen bestehenden Konvoi sowie eine weitere Mörser-Stellung der Islamisten mit lasergesteuerten Bomben an. Zuvor hatte das Pentagon bereits mitgeteilt, ein Artilleriegeschütz der IS mit 250-Kilogramm-Bomben zerstört zu haben.

In der Nacht zu Samstag erklärte das Pentagon, drei Transportflugzeuge hätten Wassercontainer und fast 30.000 Mahlzeiten im Sindscharf-Gebirge abgeworfen. Die Maschinen seien von zwei F18-Kampfjets begleitet worden. Die Hilfsgüter seien für tausende irakische Bürger bestimmt, die von der IS bedroht würden. Es war die zweite Hilfsaktion dieser Art seit Donnerstag.

Angesichts des Vormarsches der Dschihadisten hatte US-Präsident Barack Obama am Donnerstag "gezielte Luftangriffe" angeordnet, um US-Einrichtungen in der Kurdenhauptstadt Erbil zu schützen und einen "Völkermord" an der religiösen Minderheit der Jesiden zu verhindern. Eine Entsendung von US-Bodenkampftruppen schloss Obama erneut aus. Sein Sprecher Josh Earnest sagte am Freitag, dass der Präsident kein konkretes Enddatum für die Luftangriffe festgelegt habe.

Irak hat um Hilfe gebeten

Das Außenministerium in Washington erklärte, dass der Militäreinsatz rechtlich abgesichert sei. Die Regierung des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki sowie politische Verantwortliche aller Bevölkerungsgruppen und Parteien hätten die USA um Unterstützung gebeten, sagte Außenamtssprecherin Marie Harf. "Das ist das Prinzip, das hier greift."
Inzwischen informierte Obama den US-Kongress formal. Die sogenannte War Powers Resolution aus dem Jahr 1973 legt fest, dass der Präsident das Parlament innerhalb von 48 Stunden über ein militärisches Vorgehen in Kenntnis setzen muss. Spätestens nach 60 Tagen muss der Kongress dem Einsatz zustimmen, sonst müssten die Kampfhandlungen binnen 30 Tagen beendet werden. Ob der Präsident daran tatsächlich gebunden ist, ist allerdings rechtlich umstritten.

Die UNO will für die Evakuierung der vor den Dschihadisten geflohenen Zivilisten einen humanitären Korridor einrichten, wie der UN-Gesandte im Irak, Nickolay Mladenov, ankündigte. Bei den Gefechten gegen die IS seit Anfang Juni wurden rund 150 kurdische Kämpfer getötet, wie ein Sprecher der kurdischen Präsidentschaft sagte. Mehr als 500 weitere Kämpfer seien in zwei Monaten verletzt worden.

Beim Angriff von Dschihadisten auf ein Lager im Nordirak wurde eine kurdische Reporterin getötet. Denis Firat sei am Freitag von einem Granatsplitter im Herzen getroffen worden, erklärte die Nachrichtenagentur Firat, einer ihrer Arbeitgeber, auf ihrer Website.

Angesichts der Kämpfe im Nordirak stellten mehrere Fluggesellschaften ihre Verbindungen nach Erbil ein, darunter die Lufthansa, Austrian Airlines und Turkish Airlines. Die US-Luftfahrtbehörde FAA sperrte am Freitag bis auf Weiteres den irakischen Luftraum für Passagiermaschinen von US-Fluggesellschaften. Das Weiße Haus teilte unterdessen mit, dass Obama trotz der Luftangriffe wie geplant am Samstag seinen Sommerurlaub auf der noblen Insel Martha's Vineyard vor der Küste des Bundesstaates Massachusetts antreten werde. Dort will der Präsident zwei Wochen mit seiner Familie ausspannen. Obama werde aber auch an seinem Urlaubsort Entscheidungen treffen können, versicherte sein Sprecher Earnest.

(DEU)
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