Raketenangriff auf Beirut Hisbollah kämpft in Syrien

Damaskus · Der Syrienkonflikt weitet sich immer mehr auf den benachbarten Libanon aus: Nach dem Bekenntnis der Hisbollah zum Eingreifen in den Bürgerkrieg wurde am Wochenende eine der Hochburgen der libanesischen Schiiten-Miliz in Beirut mit Raketen beschossen. Zwar bekannte sich zunächst niemand eindeutig zu dem Angriff. Ein Vertreter der Rebellen wertete den Beschuss jedoch als Warnung an die schiitische Bewegung, sich aus dem Konflikt im Nachbarland herauszuhalten.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte zuvor erstmals den Einsatz von Kämpfern an der Seite der Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad bestätigt. "Wir werden den Sieg bringen", kündigte der Milizen-Chef an.
Wenige Stunden nach Nasrallahs Fernsehansprache schlugen in einem von Schiiten bewohnten Viertel der libanesischen Hauptstadt zwei Raketen ein. Fünf Menschen wurden verletzt, wie Einwohner berichteten. Ein Vertreter der syrischen Oppositionsbewegung erklärte, die Raketenangriffe seien eine unmissverständliche Warnung an die libanesische Regierung, mäßigend auf die Hisbollah einzuwirken. "Das ist eine Warnung an die Hisbollah und die libanesische Regierung, dass die Hisbollah ihre Hände von Syrien lässt", sagte Amar al-Wawi von der Freien Syrischen Armee dem Fernsehsender LBC.

"Wir werden den Weg bis zum Ende gehen", verkündete Nasrallah am Samstagabend als Ziel des Kriegseinsatzes in Syrien. Seine Bewegung nehme die Verantwortung auf sich und akzeptiere alle Konsequenzen. Nasrallah bestätigte damit erstmals, dass Hisbollah-Kämpfer seit Monaten im Nachbarland im Einsatz sind. Sie würden in Syrien den Libanon gegen radikale Islamisten verteidigen, die die treibende Kraft der Rebellion gegen Assad seien, erklärte Nasrallah.
Kämpfer der Hisbollah setzen den Rebellen hart zu. Gemeinsam mit syrischen Soldaten haben sie vor einer Woche eine Offensive gegen die strategisch wichtige Stadt Kusair an der Grenze zum Libanon gestartet. Kusair liegt auf dem Weg von Damaskus zum Mittelmeer. Allein am Samstag wurden in der Stadt mehr als 30 Menschen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, die der Opposition nahesteht. Die meisten Opfer seien Rebellen gewesen. Assads Truppen und ihre Verbündeten hätten zwei Drittel des Grenzortes zurückerobert, die Rebellen seien weitgehend eingekesselt.

Syrische Opposition weiter zerstritten

Die Aufständischen leisten in Kusair trotzdem massiv Widerstand, damit Assad vor der für Anfang Juni in Genf geplanten Friedenskonferenz keinen Etappensieg erringt. Das syrische Außenministerium erklärte sich am Sonntag grundsätzlich zur Teilnahme an der Konferenz bereit. Das Treffen biete eine gute Gelegenheit, die Krise des Landes beizulegen. Allerdings werde man sich nicht dem Ruf nach Rücktritt Assads beugen. Nur die Syrer hätten das Recht, über ihre Zukunft zu bestimmen, erklärte Minister Walid al-Mulaem bei einem Besuch in Bagdad.

Seit Beginn des Bürgerkriegs im März 2011 sind mehr als 80.000 Menschen getötet worden. Den Gegnern Assads ist es bislang nicht gelungen, die Reihen zu schließen. Ihre Wortführer beraten seit mehreren Tagen in Istanbul, ohne dass sich eine Lösung abzeichnet. In Kreisen der Oppositionellen hieß es, ein Kompromiss könnte in der Öffnung der bislang von Islamisten dominierten Bewegung bestehen. Über Personalfragen könne dann später entschieden werden. Russland und die USA befürchten, ein Scheitern von Assads Widersachern könnte ihren Einfluss auf die internationale Konferenz schmälern. US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow wollten am Montag in Paris ihr weiteres Vorgehen abstimmen.

(REU)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort