„Klima der Angst“ Obama warnt vor hasserfüllter Rhetorik nach Massakern in den USA

El Paso · Bei dem offenbar rassistisch motivierten Angriff im texanischen El Paso mit 22 Toten ist auch ein deutscher Staatsbürger ums Leben gekommen. Jetzt hat sich auch Trump-Vorgänger Barack Obama zu Wort gemeldet.

 Eine Frau kniet neben einem behelfsmäßigen Denkmal für die Opfer des Massakers in El Paso. Ein bewaffneter Angreifer hatte in einem Einkaufszentrum mindestens 20 Menschen erschossen und weitere 26 verletzt

Eine Frau kniet neben einem behelfsmäßigen Denkmal für die Opfer des Massakers in El Paso. Ein bewaffneter Angreifer hatte in einem Einkaufszentrum mindestens 20 Menschen erschossen und weitere 26 verletzt

Foto: dpa/John Locher

Unter den 22 Todesopfern des mutmaßlich rechtsextremen Anschlags in der texanischen Stadt El Paso ist auch ein Deutscher. Der Polizeichef der US-Grenzstadt, Greg Allen, sagte am Montag, bei dem Angriff seien ein deutscher Staatsbürger, 13 US-Bürger und sieben Mexikaner getötet worden. Bei einem weiteren Todesopfer sei die Nationalität noch unklar.

Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte die Angaben zu dem deutschen Opfer: "Leider müssen wir bestätigen, dass sich unter den Todesopfern in El Paso auch ein deutscher Staatsangehöriger befindet", erklärte eine Ministeriumssprecherin in der Nacht zu Dienstag. Angaben zur Identität des Opfers machte die Sprecherin auf Nachfrage nicht.

Ein 21-jähriger, weißer US-Bürger hatte am Samstag in einem Einkaufszentrum in El Paso um sich geschossen. Er wurde nach dem Blutbad festgenommen. Die Ermittler vermuten ein rassistisches Motiv. Der junge Mann soll vor seiner Tat ein rechtsextremes Manifest gegen Einwanderer aus Lateinamerika veröffentlicht haben.

13 Stunden später tötete ein 24-Jähriger in Dayton im Bundesstaat Ohio neun Menschen, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Das Motiv für diese Tat ist bislang unklar.

Der frühere US-Präsident Barack Obama warnte nach den jüngsten Schusswaffenangriffen vor hasserfüllter Rhetorik in politischen Debatten. Eine Sprache, "die ein Klima der Angst und des Hasses befeuert oder rassistische Meinungen normalisiert", müsse zurückgewiesen werden, forderte Obama in einer seiner seltenen Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen.

Zwar nannte Obama seinen Nachfolger Donald Trump nicht beim Namen. Er kritisierte aber Politiker, die "jene dämonisieren, die nicht wie wir aussehen, oder suggerieren, dass andere Menschen, darunter Einwanderer, unseren Lebensstil bedrohen, oder andere Menschen als Untermenschen bezeichnen oder andeuten, dass Amerika nur einer bestimmten Art Menschen gehört".

Trump will El Paso am Mittwoch besuchen, wie der dortige Bürgermeister Dee Margo mitteilte. Der Präsident hatte nach den Schusswaffenattacken ungewohnt deutlich Rassismus und die Ideologie weißer Vorherrschaft verurteilt. "Diese finsteren Ideologien müssen besiegt werden. Hass hat keinen Platz in Amerika", sagte Trump in einer TV-Ansprache. Kritiker werfen dem US-Präsidenten jedoch vor, mit seiner aggressiven Rhetorik Hass zu schüren, Gewalt zu begünstigen und selbst rassistisch zu sein.

Die Attacken vom Wochenende haben erneut zu einer Debatte über die Schusswaffengewalt in den USA und das lockere Waffenrecht geführt. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador forderte schärfere Waffengesetze in den USA: Die USA müssten den "wahllosen Verkauf von Waffen kontrollieren".

Vertreter der oppositionellen US-Demokraten dringen seit langem auf strengere Schusswaffengesetze. Diese werden aber von den Republikanern im Kongress blockiert. Die mächtige US-Waffenlobby NRA ist eng mit vielen republikanischen Politikern verbündet. Auch Trump pflegt enge Kontakte zur NRA.

Der US-Präsident schrieb zwar als Reaktion auf die Bluttaten von El Paso und Dayton im Onlinedienst Twitter, verschärfte Hintergrundüberprüfungen beim Waffenkauf sollten in Betracht gezogen werden. In seiner späteren Rede zu den Angriffen erwähnte er dann eine solche mögliche Maßnahme jedoch nicht.

López Obrador sagte, seine Regierung erwäge, eine Auslieferung des mutmaßlichen Schützen von El Paso wegen "Terrorismus" zu beantragen. Laut der mexikanischen Regierung wurden bei der Attacke acht Mexikaner getötet und nicht sieben, wie von der US-Polizei angegeben.

(mja/dpa)
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