Persönlich Arthur Gregg Sulzberger . . . führt die "New York Times"

Genau genommen ist die "New York Times" keine graue Dame mehr, seit 1997 erstmals ein Farbfoto auf ihrer Titelseite erschien. Was nichts daran ändert, dass ihr Spitzname, "The Gray Lady", wie Teer an ihr klebt. Was wiederum in die Irre führt, denn die Zeitung steht eindeutig im Zeichen der digitalen Revolution. Diesen Wandel treibt Arthur Gregg Sulzberger bereits seit einigen Jahren mit voran. Und da "AG", wie ihn die meisten nur nennen, nach Silvester an die Spitze des Verlags rückt, scheint klar, dass sich das Tempo noch erhöhen wird.

"AG" ist bereits der Sechste aus der Verlegerdynastie Ochs-Sulzberger, der bei der "Gray Lady" das Ruder übernimmt. Sein Ururgroßvater Adolph Ochs hat die damals hochverschuldete Zeitung 1896 erworben. Und heute? Die Bezahlschranke im Internet, vor sechs Jahren eingeführt, um sinkende Einnahmen aus der Printwerbung auszugleichen, hatte keine Leserflucht zur Folge: Die Zahl der Online-Abonnenten liegt inzwischen bei zweieinhalb Millionen.

Von einem Sulzberger wird erwartet, dass er früh begreift, worin seine Lebensaufgabe besteht: die Marke "New York Times" zu schützen. "AG", dessen Vater Arthur Ochs Sulzberger jr. die Zügel ein Vierteljahrhundert in der Hand hielt, fing nach dem Politikstudium an der elitären Brown University bei Regionalzeitungen an. Nach einem Abstecher in die New Yorker Lokalredaktion zog er nach Kansas City, um dort das Büro der "Times" zu leiten. In der Stadt am Missouri, berühmt für ihr saftiges Grillfleisch, soll es für einen Vegetarier wie ihn nicht einfach gewesen sein, kulinarisch über die Runden zu kommen. Seine erste Geschichte von dort, über einen 103-jährigen Richter, hängt gerahmt in seinem Büro.

In Zeiten immensen Drucks - so schreibt Sulzberger in seiner ersten E-Mail als designierter Verleger - beweise sein Blatt, dass es eine Zukunft gebe für jenen Qualitätsjournalismus, auf den sich eine gesunde Gesellschaft verlasse.

(RP)
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