Berlin 41 Prozent mehr traumatisierte Soldaten

Berlin · Die Zahl von Bundeswehrsoldaten mit einsatzbedingten posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) steigt weiter. Wie aus jüngsten Statistiken des Verteidigungsministeriums hervorging, bedeuten 86 neu diagnostizierte Fälle im ersten Quartal dieses Jahres einen Anstieg um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im gesamten vergangenen Jahr waren 204 Neuerkrankungen verzeichnet worden.

Erste Fälle von PTBS hatte die Bundeswehr bereits in ihrem Feldlazarett während ihres Kambodscha-Einsatzes 1993 erlebt. Die Mediziner erklären zunehmende Gefühle von Angst, Hilflosigkeit oder Kontrollverlust mit Erlebnissen (Traumata) bei außergewöhnlichen Bedrohungen, Katastrophen, Verbrechen oder Kriegssituationen, die der Betroffene ohne Hilfe nicht bewältigen kann.

Im vergangenen Jahr zählte die Bundeswehr fast 1700 Behandlungskontakte mit PTBS-Patienten, davon bezogen sich 173 auf Einsätze im Kosovo und 1311 auf den Afghanistan-Einsatz. Sie betrafen insgesamt 413 Soldaten. Zum Vergleich: Acht Jahre zuvor hatte es nur 24 (Kosovo) beziehungsweise 55 (Afghanistan) Therapie-Kontakte gegeben.

Die starke Zunahme wird in der Bundeswehr auch mit dem deutlich professioneller gewordenen und ausgeweiteten Hilfssystem sowie mit vermehrter Aufklärung und Prävention erklärt. Die Stigmatisierung Betroffener sei gesunken, die Sensibilisierung besser geworden, so dass nun auch Soldaten registriert würden, die früher als "Dunkelziffer" nicht wahrgenommen worden seien, heißt es.

Seit 2009 gibt es ein eigenes Psychotraumazentrum der Bundeswehr in Berlin. Inzwischen werden Auslandseinsätze gezielt mit Blick auf PTBS-Gefahren vor- und nachbereitet. Auch die Angehörigen werden miteinbezogen. So gibt es nun sogar ein spezielles Kinderbuch, dass den Söhnen und Töchtern erklären soll, was mit Mutter oder Vater passiert ist. Dadurch soll die Situation der Patienten stabilisiert und verbessert werden.

(may-)
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