Israelischer Psychoanalytiker Viele Selbstmordattentäter sind potenzielle Selbstmörder

Hamburg (rpo). Der israelische Psychoanalytiker Gehad Mazarweh führt die kriminelle Energie vieler Selbstmordattentäter weniger auf politisch-religiöse Motive als vielmehr auf individuelle seelische Nöte zurück.

 Viele Selbstmordattentäter, so ein Psychoanalytiker, leiden an seelischen Störungen.

Viele Selbstmordattentäter, so ein Psychoanalytiker, leiden an seelischen Störungen.

Foto: ISLAMIC JIHAD, AP

Mazarweh, der seit mehr als dreißig Jahren in Freiburg praktiziert und viele arabische Patienten behandelt, sagt in der "Zeit": "Ich bin der Meinung, dass viele Attentäter potenzielle Selbstmörder sind ... Schon in den allerersten Lebensjahren erlebten sie Gewalttätigkeit in der Familie, Enge, Demütigung ... Doch gewalttätig darf hier nur einer sein, der Vater."

"Was macht also ein junger Mann, der mit seiner Wut nicht fertig wird? Er richtet sie nach innen ... Solche Menschen sind froh, wenn sie irgendwann doch eine Möglichkeit finden, ihre Wut auf einen äußeren Feind zu lenken. Und manche religiösen Kräfte unterstützen das und erlauben ihnen, das eigentlich Verbotene zur Heldentat zu stilisieren."

Der Psychoanalytiker ist davon überzeugt, dass die arabische Welt in den nächsten Jahren vor einer sozialen Katastrophe steht. Er sieht dafür mehrere Ursachen: "Die Idealisierung von europäischen Werten und Vorstellungen erinnert die arabischen Menschen immer wieder an ihre eigenen Minderwertigkeitsgefühle. Das macht wütend. Zugleich führen die Versuche, sich zu assimilieren, 'westlich' zu leben, zu massiven psychischen Störungen."

"Das beste Beispiel sind junge türkische Mädchen, die in engen Hosen und bauchnabelfrei herumlaufen - aber ständig an Depressionen und Angst leiden. Mit diesem Konflikt zwischen verinnerlichten islamischen Vorstellungen und erworbenen westlichen Normen werden die meisten nicht fertig."

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