Düsseldorf Jojo-Wetter im Rheinland

Düsseldorf · In dieser Woche hatte das Wetter allerhand zu bieten: zuerst Hitze und Sonnenschein, dann der Temperatursturz auf 15 Grad Celsius. Diese Wechsel sind jedoch normal für den mitteleuropäischen Sommer. Die Hoffnung von Wetterexperten: Es könnte einen schönen Spätsommer geben.

Die schlechte Nachricht zuerst: Ab morgen wird sich das ungemütliche Regenwetter, das Nordrhein-Westfalen schon Mitte dieser Woche heimgesucht hat, fortsetzen. "Wahrscheinlich hält das auch noch mindestens eine Woche an ", sagt Andreas Friedrich, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst. Die Temperaturen sinken unter den normalen Durchschnitt, es wird maximal 20 Grad Celsius warm. "Normalerweise haben wir hier in Deutschland im Juli Höchsttemperaturen um die 25 bis 27 Grad", so Friedrich.

Dennoch ist dieses Schaukelwetter, wie der Experte es nennt, "typisch für den mitteleuropäischen Sommer". Ein Wechsel der Windrichtung verursacht den Wetterumschwung: Kommt der Wind aus südwestlicher Richtung (also aus Spanien/Frankreich), dann ist es bei uns eher warm und sonnig; kommt er hingegen aus nordwestlicher Richtung, haben wir das typisch englische Wetter: regnerisch, kühl, durchwachsen.

Hitze-Rekorde wie in den Jahren 2003 und 2006 sind eher selten. Damals gab es über mehrere Wochen hinweg heißes, trockenes Wetter. Manch ein Fußballfan erinnert sich an das Sommermärchen von 2006, als er die deutsche Nationalmannschaft während der Fußball-WM in lauen Sommerabenden auf den Großleinwänden beobachten konnte – die Frauen-Fußball-WM steht unter keinem so glücklichen Stern.

Dennoch kann dieses Jahr noch lange nicht die Rede von einem verregneten Sommer sein. "Ich erinnere mich an den Sommer '74", sagt Friedrich. Damals fiel der Urlaub buchstäblich ins Wasser: Es begann mit Regenfällen am 20. Juni. In Essen prasselten an einem Tag 51 Liter Regen auf jeden Quadratmeter nieder. Am 11. Juli folgten Gewitterfronten auf Kaltfronten, und die Meteorologen konnten nicht einmal mehr vorhersagen, wie das Wetter in den nächsten 24 Stunden werden wird.

Auffällig hingegen seien in diesem Sommer die Unwetter, die mit dem Umschwung einhergehen, so der Wetterexperte. Vor allem im Juli und August steht die Sonne hoch, und die Luft heizt sich stark auf. Wenn dann eine Kaltfront ankommt, ist der Unterschied der Temperaturen so enorm, dass er sich regelrecht entlädt: Es stürmt, regnet stark – manchmal hagelt es sogar, wie in dieser Woche in der Schweiz. Dort hatte ein Sturm mit Hagel in der Nacht zu Mittwoch gewütet und einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich verursacht. An diesem Tag ist es zuerst sehr heiß gewesen und hat sich dann auch hierzulande auf 15 Grad Celsius abgekühlt.

Wetterumschwünge bescheren uns aber nicht nur Stürme: Auch der Körper reagiert mitunter empfindlich auf fallende oder steigende Temperaturen. Wird es plötzlich sehr heiß, leiden viele Menschen an Kopfschmerzen, weil sich die Blutgefäße erweitern. Hiervon sind vor allem Menschen mit niedrigem Blutdruck betroffen. Hilfreich sind Kühlelemente, um die Schmerzen zu lindern. Bei einem Kälteeinbruch hingegen verengen sich Adern und Venen, und der Blutdruck steigt an. Das Risiko für Herzinfarkte, Thrombosen und Schlaganfälle nimmt zu.

Einige Menschen haben allgemein Probleme mit dem Kreislauf, wenn sich das Wetter ändert. Die Bandbreite der Symptome ist groß: Neben den häufig auftretenden Kopfschmerzen haben viele Menschen Gliederschmerzen, sind antriebslos, unkonzentriert oder sogar gereizt. Manch einer leidet sogar an Schlaflosigkeit und Depressionen.

Um die Beschwerden zu mildern, sollten Betroffene draußen Sport treiben. Dadurch trainieren sie den Kreislauf und die Leistungsfähigkeit. Klimaanlagen können kurzfristig helfen, aber langfristig eher schaden: Wer jeden Tag den künstlichen Temperaturausgleich nutzt, darf sich nicht wundern, wenn er auf Klimareize immer empfindlicher reagiert. Auch Melissentee kann helfen, wetterbedingtes Unwohlsein zu mildern.

In der nächsten Woche brauchen wir uns aber um die mögliche Wetterfühligkeit keine Sorgen zu machen: Es bleibt stetig kühl. "Der heutige Samstag ist der vorerst letzte sonnig-warme Tag", sagt Friedrich. Das Thermometer klettert auf bis zu 25 Grad, die Sonne scheint vermutlich den ganzen Tag über. "Es lohnt sich, abends den Grill anzuschmeißen", sagt Friedrich lachend. Erst am späteren Abend, gegen 22 Uhr, wird es im Ruhrgebiet anfangen zu regnen – und erst mal nicht aufhören.

Wer den Wetterumschwung übrigens mit dem Siebenschläfertag in Zusammenhang bringt, kann beruhigt werden: Am 27. Juni schien zumindest im Ruhrgebiet den ganzen Tag über die Sonne – und die Bauernregel heißt: "Regnet es am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag."

Auf Bauernweisheiten vertraut Friedrich nicht, sondern auf die Statistik. Und so kann der Experte eine Hoffnung noch aufrechterhalten: "Wenn es von Ende Juni bis in den August hinein unbeständig ist, dann wird das Wetter Ende August und den September über oft noch schön", sagt er. Die Temperaturen erreichen dann auch durchaus noch die 25-Grad-Grenze, und es ist sonnig. "Der Vorteil eines schönen Spätsommers ist, dass es nicht so schwül und stickig ist wie im Hochsommer." Außerdem sei die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es zu Unwettern kommt.

(RP)
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