Schutzprogramm mit "Erfolgsbilanz" Der Rhein ist (fast) rein

Bonn (rpo). Noch vor einigen Jahren war der Rhein so verschmutzt, dass von Fischen weit und breit keine Spur war und man von Badefreuden in dem Strom deutlichen Abstand hatte nehmen sollen. Jetzt ist die ehemalige Kloake wieder relativ sauber und lebendig.

<P>Bonn (rpo). Noch vor einigen Jahren war der Rhein so verschmutzt, dass von Fischen weit und breit keine Spur war und man von Badefreuden in dem Strom deutlichen Abstand hatte nehmen sollen. Jetzt ist die ehemalige Kloake wieder relativ sauber und lebendig.

Das berichtete die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) am Dienstag in Bonn. Lachse und zahlreiche andere dort schon ausgestorbenen Fischarten sind demnach zurückgekehrt und die Schadstoffbelastung deutlich gesunken. Rheinfische seien auch wieder bedenkenlos genießbar, mit Ausnahme von fetten Aalen in größeren Mengen. Insgesamt sei die Fischfauna - einschließlich unzähliger Kleinlebewesen - fast wieder so reichhaltig wie vor 100 Jahren.

Die Kommission bescheinigte den umfangreichen Sanierungsbemühungen, die mit dem "Aktionsprogramm Rhein" nach dem Sandoz-Chemieunfall von 1987 eingeleitet wurden, eine "Erfolgsbilanz". Die Hände dürften aber noch nicht in den Schoß gelegt, warnten die Experten. So sei die bereits vielfach gefeierte Wiederansiedlung des Lachses, der in den 50er Jahren im Rhein ausgestorben war, noch unstabil. Und auch bei der Wiedereinführung anderer Wanderfische ist laut IKSR noch kein Durchbruch zu melden.

Ungeachtet der Sanierungen sei der Rhein aus gesundheitlicher Sicht kein Badegewässer für Menschen, betonten die Experten. Denn dabei gehe es hauptsächlich um die bakteriologische und nicht um die chemische Belastung. Allerdings sei der Rhein ohnehin auf Grund der Strömungen vielerorts zu gefährlich für eine kurze Abkühlung.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) wie auch Umweltverbände würdigten die grenzüberschreitenden Anstrengungen der IKSR, in der Deutschland, Frankreich, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz zusammenarbeiten. Die verbesserte Qualität des Rheins sei einer der größten Umwelterfolge in Europa, sagte der Präsident des Naturschutzbundes NABU, Olaf Tschimpke. Den Erfolgen bei der chemischen Reinhaltung müssten nun Anstrengungen zur biologischen Gesundung folgen.

Dank der Aussetzung von Millionen von Junglachsen sind nach IKSR- Daten bis Anfang 2003 mehr als 1900 erwachsene Lachse nachweislich in das Rheinsystem zurückgekehrt, um sich zu vermehren. Das seien "ermutigende Anfangserfolge", aber bis zu einer sich selbst erhaltenden Lachs-Population sei es noch ein weiter Weg, betonte die stellvertretende Kommissionsgeschäftsführerin Anne Schulte-Wülwer- Leidig.

Das Problem liege vor allem in unzureichenden Lebensbedingungen in den Nebenflüssen. Hier müssten weitere Lebensräume und vor allem ein für die Fische freier Zugang zu geeigneten und unverschlammten Gebieten geschaffen werden. Experten gingen davon aus, dass es noch mindestens zehn Jahre dauern kann, bis der Lachs ganz heimisch wird. Dafür müsse aber das Programm fortgesetzt und das bestehende ganzjährige Fangverbot für Lachse unbedingt aufrechterhalten werden.

Nach Angaben der IKSR hat sich die Wasserqualität des Rheins in den vergangenen Jahren stark verbessert, weil weniger verunreinigte Abwässer eingeleitet werden. Die punktuellen Einleitungen seien seit 1987 um 70 bis 100 Prozent gesunken. Dioxinen und DDT würden gar nicht mehr eingeleitet. Zu 95 Prozent seien Kommunen und Industriebetriebe inzwischen an Kläranlagen angeschlossen. Problematisch bleibe aber der Stickstoff, der aus Äckern und Weiden in die Zuflüsse gespült werde. Auch bei manchen Schwermetallen wie Cadmium und Pestiziden wie Diuron oder Lindan wurden die Ziele noch nicht erreicht.

Im Mittelpunkt des Rheinschutzes der nächsten Jahre wird die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Rheinprogramms 2020 stehen. Mit dem Anfang 2001 in Straßburg beschlossenen Programm "Rhein 2020" führt die IKSR das "Aktionsprogramm Rhein" fort, zu dem auch eine Verbesserung des ökologischen Zustands und der Hochwasserschutz gehört.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort