"Print Peter" Start-up druckt kostenlos für Studenten

Berlin · Seit vier Wochen ist die Druck-Plattform "Print Peter" online. Rund 12.000 Studenten haben sich seitdem angemeldet.

"Print Peter": Start-up druckt kostenlos für Studenten
Foto: Weber

Man könnte ja meinen, die Studenten von heute seien schon so verschmolzen mit der Digitalisierung, dass sie gar nicht mehr wissen, wie sich Papier anfühlt. Außer vielleicht das Tempo-Taschentuch. Cecil von Croy allerdings ist überzeugt, dass auch die heutigen Studenten noch haptisch lernen wollen, also mit dem Buch in der Hand oder dem Manuskript, auf dem sie markern und sich Notizen machen können. Der 25 Jahre alte Berliner weiß das so genau, weil er vor kurzem selbst noch an einer Uni eingeschrieben war, unter anderem in New York für Betriebswirtschaftslehre. Und als ehemaliger Student kennt von Croy die Situation, immer klamm zu sein, trotz seiner Jobs, die er nebenher noch erfüllt hat.

Semestergebühren, Miete, Essen, vielleicht mal ein Bier in der Kneipe um die Ecke und das ganze Uni-Material, das Dozenten und Professoren für ihre Studenten zusammenstellen und das es nicht umsonst gibt, wenn man es ausdrucken will. "85 Seiten in Farbe und gebunden können dann schon mal gute 50 Euro kosten", sagt Cecil von Croy. Selbst ein einfacher Schwarz-Weiß-Druck in dem Umfang liege bei etwa zehn Euro. Diese Kosten hatte der 25-jährige Berliner während seines BWL-Studiums so satt, dass er sich etwas einfallen ließ - "zumal beim Drucken neben Geld auch viel Zeit verloren geht", sagt er.

Gemeinsam mit drei Freunden hat er das Start-up "Print Peter" gegründet, eine Plattform für Studenten, auf der sie kostenfrei ihr Uni-Material hochladen können. "Print Peter" druckt die Seiten und bindet sie, "und das alles in 48 Stunden", sagt von Croy, der Geschäftsführer des Start-ups. Cecil von Croy und seine Geschäftspartner sind aber keine Wohltäter, die selbst in die Tasche greifen, damit den Studenten am Monatsende ein bisschen mehr im Portemonnaie bleibt. Natürlich wollen sie selbst auch daran verdienen. Ihre Geschäftsidee ist so einfach wie genial: Die Berliner haben kleine und große Unternehmen wie Lieferando und Microsoft ins Boot geholt. Die Unternehmen schalten Werbung, die auf den jeweiligen Studenten zugeschnitten ist, der bei der Anmeldung auf der Plattform ein paar Angaben zu sich macht. "So kann etwa Bosch als potenzieller Arbeitgeber gezielt Ingenieur-Studenten aus Stuttgart oder München ansprechen", sagt von Croy, der mit seiner Idee Firmen und Studenten zusammenbringen will. Schließlich seien nicht nur Studenten auf der Suche nach einem guten Job, sobald der Abschluss in der Tasche ist. Auch die Unternehmen würden bei den begehrten Nachwuchskräften die Werbetrommel für sich rühren wollen.

Gebunden werden die Dokumente zu einer Art Magazin, umfasst von einem Hardcover. Auf jeder gedruckten Seite ist auf dem unteren Teil des Papiers ein Streifen für die Werbung reserviert. "Etwa zehn Prozent", sagt Cecil von Croy. Werbe-Elemente wild auf den Seiten verteilen wollte er nicht. Dadurch wirke das Produkt sauberer. "Zwischendurch gibt es anstatt Werbung dann auch mal Sudokus und Rätsel, Witze und Gutscheine, das Wochen-Horoskop oder Nachrichten", sagt der 25-Jährige. Die kleinen Ablenkungen eben, die ein Student in einer Vorlesung oder beim Lernen braucht. Entstanden ist die Idee im April dieses Jahres, nicht mal eine Woche haben die Jung-Unternehmer gebraucht, bis sie eine Beta-Version von "Print Peter" programmiert hatten. "Wir haben die Version Berliner Studenten gezeigt und ein paar Flyer in der Stadt verteilt", erzählt von Croy. Mitte Mai ging "Print Peter" schließlich online, immer noch als Beta-Programm. Das Ergebnis nach vier Wochen kann sich sehen lassen: 12.000 Studenten haben sich registriert, fast 16.000 Aufträge seien reingekommen, mehr als 1,5 Millionen Seiten sind bereits gedruckt worden.

Das Angebot richtet sich an alle Studenten, die an einer deutschen Uni eingeschrieben sind. Das Konzept sei auf der Welt einzigartig. Weil "Print Peter" bereits so viele Aufträge bekommen hat, kann das Start-up mit Großdruckereien zusammenarbeiten. Da sei sicher auch der eine oder andere Mengenrabatt ausgehandelt worden, "aber ich möchte nicht über Geld sprechen", sagt Cecil von Croy. Das Feedback sei jedenfalls toll, meint der Geschäftsführer: "Wir bekommen Mails von Studenten, die schreiben: ,Seit es Euch gibt, drucke ich wieder. Dadurch kann ich ganz anders lernen.'" Manche Unternehmen sollen sogar schon ihr Werbebudget aufgestockt haben.

Auch wenn "Print Peter" Cecil von Croys Baby ist - mit diesem Erfolg hat der Betriebswirt wohl selbst nicht gerechnet. Vor allem, wenn er sich an die ersten Tage erinnert: "Das waren die härtesten meines Lebens", erzählt er. Inzwischen müssen er und sein Team die Werbebanner nicht mehr händisch auf die Seiten ziehen. Und bald soll sogar eine verbesserte Version des Online-Portals auf den Markt kommen.

(RP)
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