Paris Überfälle: Verdächtiger in Paris festgenommen

Paris · Nach den Anschlägen auf zwei Medienhäuser in der französischen Hauptstadt könnte die Jagd auf den Täter vorbei sein.

Vor den Bürogebäuden der großen französischen Tageszeitungen in Paris stehen Polizeiautos, beim Fernsehsender France24 kontrollieren Wachposten den Einlass, bei Radio France haben sie kugelsichere Westen an — nach den Anschlägen eines mysteriösen Schützen haben die großen Medienhäuser ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Auch vor der Großbank Société Générale im modernen Geschäftsviertel "La Défense" sind zusätzliche Wachleute positioniert.

Diese besonderen Vorsichtsmaßnahmen könnten sich vielleicht erübrigt haben. Gestern Abend hat die französische Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Dieser ähnele stark dem gesuchten Täter, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Mann sei in einer Tiefgarage in der Pariser Vorstadt Bois-Colombes gegen gestellt worden. Details wurden zunächst nicht bekannt. Ob es sich bei dem Verdächtigen tatsächlich um den Täter handelt, soll ein DNA-Abgleich klären. Die Ermittler hatten nach eigenen Angaben an den Tatorten Genspuren gesichert. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre dies ein schneller Fahndungserfolg für die Pariser Polizei.

Auf einer Seitenstraße der "Champs" hatte sich am Montagnachmittag die Spur des unbekannten Attentäters verloren: Dieser hatte sich von einem als Geisel genommenen Autofahrer vor dem Hotel "George V" im 8. Pariser Bezirk absetzen lassen. Zuvor, gegen zehn Uhr vormittags, war der mit einem Gewehr bewaffnete Mann in die Empfangshalle der Tageszeitung "Liberation" im 3. Arrondissement eingedrungen und hatte vor den Augen mehrerer Angestellter das Feuer eröffnet. Ein Foto-Assistent stürzte lebensgefährlich verletzt zu Boden. Zwei Stunden später ereignete sich ein ähnlicher Vorfall am Sitz der Société Générale, wenngleich dort nur Sachschaden entstand. Seither ist der Schütze wie vom Erdboden verschluckt — trotz einer Großfahndung der Polizei und zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung. Zudem wurden Aufnahmen der rund 30 000 Überwachungskameras im Raum Paris analysiert.

Auf dem per Überwachungskamera aufgezeichneten Bild ist ein Mann mittleren Alters mit rundem Gesicht, breiten Nasenflügeln, einer feinrandigen Brille und einer über die Haare gezogene Mütze zu sehen. Weitere Video-Aufnahmen zeigen den Verdächtigen mit kakifarbener Jacke, Kappe, grünen Turnschuhen in der Metro und Straßenbahn sitzen. Dem Vernehmen nach hat er mehrmals die Kleidung gewechselt.

Es gab nach Angaben der Ermittler auch mehrere Festnahmen, doch der Gesuchte war nicht darunter. Zudem werteten die Ermittler DNA-Spuren aus, die sie im gekaperten Auto und auf den verwendeten Patronen gefunden hatten. Danach handelt es sich tatsächlich um ein und denselben Täter. "Die Hypothese eines Einzeltäters wird damit bestätigt", hieß es gestern bei der Staatsanwaltschaft in Paris. Nur fehlte von diesem bis gestern Abend jede Spur. Zeugen hatten den Schützen als "ruhig und entschlossen" beschrieben, er wisse "sehr genau, was er tue". Dies sei beunruhigend, sagte die Polizei.

Vor dem Überfall auf die Redaktion von "Libération" und dem Schusswechsel vor der Société Générale hatte der mysteriöse Unbekannte am Freitag vergangener Woche das Foyer des Nachrichtensenders BFM-TV gestürmt und mehrere Journalisten bedroht. Staatspräsident François Hollande ordnete an, den Schützen so schnell wie möglich festzunehmen — diese Anordnung scheint die Polizei nun umgesetzt zu haben.

(RP)
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