1993: Kleinkind auf bestialische Weise getötet Mörder von James Bulger werden mit neuer Identität entlassen

London (rpo). Vor acht Jahren hat die Ermordung des kleinen Jungen James Bulger für internationales Aufsehen gesorgt. Jetzt sollen seine beiden Mörder aus dem Gefängnis entlassen werden. Die Eltern des Opfers hatten vehement gegen die Freilassung der beiden Verurteilten gekämpft, dennoch stufte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Prozess gegen Robert Thompson und Jon Venables vor zwei Jahren als unfair ein. Denn zum Zeitpunkt der Tat waren sie zehn Jahre alt.

Die Entscheidung für die Freilassung wurde von Innenminister David Blunkett in einer schriftlichen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage bekannt gegeben. Die beiden Täter, die acht Jahre in einer geschlossenen Kindereinrichtung verbracht haben, sollen außerdem eine neue Identität erhalten. Blunkett drückte den Eltern Bulgers seine tiefes Mitgefühl aus, verwies aber auch auf die Entscheidung des Haftprüfungsausschusses, der festgestellt hatte, dass Thompson und Venables keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit darstellten. Blunkett versicherte, dass die beiden Täter den Rest ihres Lebens unter strengen Auflagen verbringen müssten und bei den geringsten Bedenken wieder in Haft kämen.

Die Mutter von James Bulger hatte in dieser Woche gesagt, sie wolle keine Rache, sondern nur Gerechtigkeit. Sie forderte noch mindestens vier weitere Jahre Sicherheitsverwahrung für die beiden Täter. Der Vater hatte im vergangenen Jahr gedroht, an den beiden Tätern Rache zu nehmen, wenn er sie finde. Die Eltern sind heute geschieden.

Auch in der englischen Presse wurde die Freilassung kontrovers behandelt. Die Zeitung "Liverpool Echo" ließ ihre Leser abstimmen, ob die beiden Täter freigelassen werden sollten. 35.000 von 42.000 Lesern stimmten dagegen.

Rechtsexperte: 10-jährige Kinder sind noch nicht strafmündig

Der britische Rechtsexperte Frances Crook kritisierte in einem Interview mit der Zeitung "Guardian" dass in Großbritannien Kinder bereits ab 10 Jahren strafmündig sind. Kinder könnten die verschiedenen Grade von Unrecht noch nicht unterscheiden. "Wenn Kinder etwas Falsches tun, sollte dem mit sozialen Maßnahmen und nicht mit juristischen Maßnahmen begegnet werden." Der leitende Ermittler im Bulger-Fall, Albert Kirby hält die Täter dagegen für voll verantwortlich. Sie seien sich dem Ausmaß ihres Handelns völlig bewusst gewesen, sagte er der Zeitung "Mirror".

Die Mörder hatten die Schule geschwänzt und den kleinen James aus einem Einkaufszentrum in dem Ort Bootle bei Liverpool fortgelockt, als dieser vor einem Metzgerladen auf seine Mutter wartete. Eine Überwachungskamera zeichnete die Szene auf, die später unzählige Male im britischen Fernsehen gezeigt wurde. Die Täter zogen den Jungen mehrere Kilometer durch die Stadt an einen Bahndamm. Dort schlugen sie ihn mit Ziegelsteinen und Metallstangen, kippten ihm Farbe in die Augen und legten ihn schließlich auf die Schienen, wo er von einem Zug überfahren wurde.

(RPO Archiv)
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