Kindheitsfreund von Bill Gates Microsoft-Mitbegründer Paul Allen stirbt an Krebs

Seattle · Als "Informatiker, der den Zeitpunkt für eine Idee einmal in seinem Leben richtig erkannte", beschreibt ein Analyst Paul Allen. Mit der Idee wurde Microsoft zum Weltmarktführer. Jetzt starb er an Krebs.

 Paul Allen, Microsoft-Mitgründer und Besitzer des Basketball-Teams Portland Trail Blazers (Archivfoto).

Paul Allen, Microsoft-Mitgründer und Besitzer des Basketball-Teams Portland Trail Blazers (Archivfoto).

Foto: dpa/Rick Bowmer

Ohne ihn würden PCs nicht existieren, hat Bill Gates einmal über Paul Allen gesagt. Zusammen gründeten sie Microsoft. Mit dem Unternehmen, dessen Windows-Betriebssystem auf den meisten Desktop-Computern läuft, wurde Allen Milliardär. In den vergangenen Jahrzehnten gab er einen Teil seines Geldes für den Kampf gegen den Klimawandel, für die Hirnforschung und die Suche nach Lösungen für einige der großen Herausforderungen der Erde aus - und das mit Wohlwollen.

Am Montag starb Allen in Seattle an Komplikationen im Zusammenhang mit dem bei ihm diagnostizierten Lymphdrüsenkrebs. Er wurde 65 Jahre alt. Zwei Wochen zuvor hatte er bekanntgegeben, dass die Erkrankung, die er bereits 2009 hatte, zurückgekehrt war.

 Die beiden Microsoft-Gründer Bill Gates (r.) und Paul Allen (l.) aufgenommen im Jahr 1981.

Die beiden Microsoft-Gründer Bill Gates (r.) und Paul Allen (l.) aufgenommen im Jahr 1981.

Foto: dpa/DB Microsoft HO

"Wenn es das Potenzial hat, Gutes zu tun, dann sollten wir es tun" - damit zitierte Gates einmal Allen. Er sei todunglücklich darüber, einen seiner "ältesten und liebsten Freunde" verloren zu haben.

Allen gab im Laufe seines Lebens mehr als zwei Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) zugunsten von Bildung, Wissenschaft, Technologie, Umweltschutz und anderem aus. "Diejenigen, die das Glück haben, großen Reichtum zu erlangen, sollten es zum Wohl der Menschheit einsetzen", schrieb Allen vor mehreren Jahren, als er bekanntgab, den größten Teil seines Vermögens für gemeinnützige Zwecke zu geben.

Die Zeitschrift "Wired" nannte Allen einmal den "zufälligen Zillionär" - nicht zu Unrecht. Er war ein Programmierer, der den Name Microsoft prägte und viel zum anfänglichen Erfolg des Unternehmens beitrug, wenngleich im Schatten des scharfen Verstands und gnadenlosen Geschäftssinns seines Partners.

Bei der Gründung von Microsoft ließ sich Allen beispielsweise von Gates überreden, nur 40 Prozent am Unternehmen zu besitzen und Gates die Anteilsmehrheit zu überlassen. Einige Wochen später gab er Gates' Drängen nach und akzeptierte einen noch kleineren Anteil von 36 Prozent. "Mein Herz hing nicht daran. Deshalb stimmte ich zu", schrieb er später in seinen Memoiren darüber.

Allen wurde 1953 in Seattle geboren. Nachdem er die Privatschule Lakeside abgeschlossen hatte, an der er Gates kennenlernte, studierte er zwei Jahre an der Universität des US-Staates Washington. Die beiden Freunde brachen das Studium ab, um ihre Vision zu verwirklichen: Eine Welt mit einem Computer in jeder Wohnung.

"Es gäbe kein Microsoft, wie wir es kennen, ohne Paul Allen", sagte der langjährige Technologieanalyst Rob Enderle, ein Berater Allens.
Allen und Gates gründeten Microsoft in Albuquerque in New Mexico. Ihr erstes Produkt war eine Computersprache für den Hobbycomputer Altair, damit Amateure ihn programmieren und betreiben konnten. Nachdem sie einen gewissen Verkaufserfolg mit ihrer Programmiersprache MS-Basic hatten, verlegten sie das Unternehmen nach Bellevue, nicht weit von seinem späteren Sitz Redmond entfernt.

Microsofts großer Durchbruch kam 1980, als IBM beschloss, PCs anzubieten, und Microsoft um ein Betriebssystem bat. Gates und Allen stimmten zu, obwohl sie keines hatten, und kauften einem anderen Start-up in Seattle ein Betriebssystem namens QDOS ab - natürlich sagten sie nicht, dass IBM ihr Kunde sei. Das von Microsoft verfeinerte Betriebssystem wurde der Kern der IBM-PCs und von Nachahmerprodukten, was Microsoft zum Platzhirsch der Branche machte.

1983 kamen die ersten Versionen der Microsoft-Produkte Word und Windows auf den Markt. 1991 wurden die Microsoft-Betriebssysteme von 93 Prozent der PCs auf der Welt genutzt. "Wir waren außergewöhnliche Partner", schrieb Allen über Gates. "Trotz unserer Unterschiede haben wenige sich so eine einheitliche Vision geteilt."

1983 gab Allen seinen Managementposten bei Microsoft auf, nachdem bei ihm Morbus Hodgkin diagnostiziert worden war. 1986 gründete er die Gesellschaft Vulcan als Dach für seine geschäftlichen und wohltätigen Aktivitäten. Zu den Aktivitäten zählten ein Institut für Hirnforschung, eine Firma für Satellitenstarts und mehr.

Den Erfolg von Microsoft konnte er nie wiederholen. Ihm schien immer ein weiterer Bill Gates zu fehlen, der seine Visionen umsetzte, sagte Enderle. "Er war ein ordentlicher Informatiker, der den Zeitpunkt für eine Idee einmal in seinem Leben richtig erkannte, und es war eine große", sagte der Analyst.

(csi/ap)
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