Ehrenbürgerschaft für "Horst Schlämmer"? Grevenbroich streitet über Hape Kerkeling

Grevenbroich · Wirre Mop-Frisur, Seehundschnäuzer und die mit Dornkaat gepflegte Plautze hinterm engen Columbo-Trenchcoat versteckt: Es gibt wahrlich schönere Männer als Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling. Nichtsdestotrotz sorgen die TV-Kapriolen des stellvertretenden Chefredakteurs des "Grevenbroicher Tagblatt" bundesweit für Furore. Und in Grevenbroich streitet man sich ebenfalls.

Schöneberger, Völler, Mälzer und Horst Schlämmer bei Jauch
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Foto: RTL

Die bundesweite Präsenz freut ganz offensichtlich die Verantwortlichen im Rathaus. Denn Schlämmers Chaos-Auftritte machen den Namen Grevenbroich zwischen Flensburg und Garmisch bekannt. Das schlägt sich auch seit Monaten im Gästebuch auf der Homepage der Stadt nieder, wo sich die Schlämmer-Fans regelmäßig austauschen.

"Das ist ohne Zweifel eine gute Imagewerbung für uns, die obendrein noch kostenlos ist. Wollten wir eine solche Kampagne offiziell starten, könnte das kein Mensch bezahlen", meint Stadtsprecher Norbert Häke. Bei so viel Einsatz für die Stadt wäre doch mal ein Dankeschön angebracht - zum Beispiel in Form der Ehrenbürgerschaft.

Vize-Bürgermeisterin Ursula Kwasny hatte diesen Gedanken bereits im vergangenen Jahr formuliert, Bürgermeister Axel Prümm griff ihn jetzt wieder auf.

Ehrenbürgerschaft gibt's noch gar nicht

Zumindest wertneutral regte er im Rat an, dass sich die Fraktionen generell einmal Gedanken über eine solche Auszeichnung machen sollten. Eine Ehrenbürgerschaft gibt es nämlich nicht in Grevenbroich, sie müsste - wenn sie denn gewollt wäre - von der Politik in der Hauptsatzung der Stadt verankert werden.

Dass des Bürgermeisters Gedanken bei dieser Anregung in Richtung Kerkeling schweiften, blieb den Politikern nicht verborgen. Auch nicht denen der eigenen Couleur: "Ich halte das für einen gut gemachten Scherz. Für die Ehrenbürgerschaft braucht es aber etwas mehr als nur ein wenig Klamauk", meint CDU-Fraktionsvorsitzender Josef Theisen.

Eine solche Ehrung dürfte nur denjenigen zuteil werden, die sich richtig um die Stadt verdient gemacht hätten: "Und da liegt das Problem. Zeichnen wir einen aus, enttäuschen wir möglicherweise drei andere. Aus diesem Grund haben wir uns in Grevenbroich dem Thema Ehrenbürgerschaft auch noch nicht genähert."

Ähnlich argumentiert SPD-Chef Edmund Feuster: "Zweifellos macht Horst Schlämmer den Namen unserer Stadt bundesweit bekannt. Ihm dafür aber die Ehrenbürgerschaft zu verleihen, das ginge eindeutig zu weit." Da gebe es andere Leute in der Stadt, die eine solche Auszeichnung eher verdient hätten: "Für eine Ehrenbürgerschaft braucht es aber mehr als nur ein bisschen Comedy."

Ein klares "Nein"

Ein klares "Nein" kommt auch von der FDP. Vorsitzender Manfred Hermanns lehnt den "Ritterschlag" für Horst Schlämmer ab, denn: "Erstens können wir keine Kunstfigur zum Ehrenbürger ernennen, zweitens lehnen die Liberalen generell eine Ehrenbürgerschaft ab."

Ganz verscherzen möchte es sich Hermanns mit Hape Kerkeling jedoch nicht: "Den guck' ich mir gerne an, das ist ein feiner Kerl."

Ablehnung gibt es auch aus den Reihen der Unabhängigen. UWG-Chefin Hildegard Florack würde "lieber Menschen auszeichnen, die sich für das Allgemeinwohl eingesetzt" hätten: "Ehren wir einen Kabarettisten, würden sich andere auf den Schlips getreten fühlen."

Dirk Gawlinski von den Grünen sieht's ähnlich: "Wenn wir verdiente Bürger hätten, könnten wir über eine Ehrenbürgerschaft reden. Eine Auszeichnung für Horst Schlämmer halte ich allerdings für einen Witz."

Dass die Politik jetzt generell über eine Ehrenbürgerschaft diskutiert, hält Friedrich Denker von den Freien Bürgern für überfällig: "Erst mal sollten wir aber die ehren, die unsere Stadt gebaut haben. Der Kerkeling kann dann meinetwegen anschließend gewürdigt werden."

(NGZ)
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