Die Info-Offensive Nachrichten: Zuschauer schauen lieber später in die Röhre

Düsseldorf (RP). Wenn die Tage länger werden, gucken die Zuschauer lieber später Fernsehnachrichten. Wie sich die TV-Sender darauf vorbereiten.

<P>Düsseldorf (RP). Wenn die Tage länger werden, gucken die Zuschauer lieber später Fernsehnachrichten. Wie sich die TV-Sender darauf vorbereiten.

Gestern Abend, 22.30 Uhr. "Tagesthemen”-Zeit. Doch statt Anne Will sind in der ARD kurze Einspielfilme zu sehen. Erst danach erscheint das vertraute Nachrichtenstudio auf dem Fernsehschirm. "Eine optische Einstimmung auf die wichtigsten Themen des Tages”, nennt Kai Gniffke die erstmals vorgeschalteten Filme. Der stellvertretende Chefredakteur von ARD-aktuell sagt: "Wir wollen unser Publikum damit noch besser als bisher darüber informieren, welche Schwerpunkte die jeweilige Sendung zu bieten hat.”

Kürzerer Nachrichtenblock

Die Einspielfilme sind der vorerst letzte Renovierungsstreich der späten ARD-Nachrichten. In den vergangenen Wochen wurde bereits der rund sechsminütige Nachrichtenblock zweigeteilt, zudem ist die Zahl der Hintergrundberichte merklich angestiegen. Und die der Zuschauer: 2,3 Millionen waren es im vergangenen Monat durchschnittlich pro Sendung; im Mai 2003 nur 1,9 Millionen.

Wohl mit ein Grund fürs Quotenplus: Sonntags kommen die "Tagesthemen” mittlerweile direkt nach "Sabine Christiansen”; im vergangenen Jahr mussten die Zuschauer erst noch die Kulturmagazine überbrücken. Das hielten viele nicht durch. Doch nicht nur die ARD konnte zulegen: Seit Claus Kleber vom Ersten zum ZDF wechselte und das "heute journal” führt, schalten immer regelmäßiger mehr als vier Millionen Zuschauer die ZDF-Nachrichtensendung ein. Die Chancen stehen gut, dass der Trend in den nächsten Monaten anhält: "Im Sommer werden wegen der Hitze spätere Nachrichtensendungen gesehen”, weiß ZDF-Nachrichtenmann Klaus-Peter Siegloch.

In den Sommermonaten 2003 konnte beispielsweise die 20-minütige ZDF-Nachrichtensendung "heute nacht” bis zu 50 Prozent mehr Zuschauer verbuchen. RTL, vor zehn Jahren als erster Sender mit Mitternachtsnachrichten am Start, will seinem "Nachtjournal” in diesem Sommer eine Frischzellenkur gönnen. "Wir werden das Studio so ausbauen, dass wir den Menschen die wichtigen Themen des Tages noch näher bringen können”, erklärt RTL-Chefredakteur Hans Mahr.

Die Moderatoren sollen sich im Studio "mehr bewegen und interaktiv reagieren”. SAT.1 spürt den Nachholbedarf. Senderchef Roger Schawinski weiß: Nur ein Sender mit gutem Nachrichtenangebot wird als Vollprogramm wahrgenommen. Er hat Thomas Kausch von "heute nacht” als neuen Anchorman verpflichtet. Kausch soll bis Herbst alle SAT.1-Nachrichten überarbeiten.

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