Düsseldorf Die Angst der Angehörigen

Düsseldorf · Seit Tagen wissen die Familien von mindestens elf Deutschen nicht, ob ihre Angehörigen, die eigentlich einen schönen Urlaub an Bord der "Costa Concordia" verbringen wollten, noch am Leben sind. "Diese Ungewissheit ist quälend und unerträglich", sagt der Kölner Traumatherapeut Christian Lüdke. Jeder Tag beginne "zwischen Hoffen und Bangen". Es bestehe schließlich die Möglichkeit, dass die Vermissten doch in einem Krankenhaus oder Hotel sind, wo sie noch niemand entdeckt hat.

Wenige Tage nach dem Unglück entdeckten die italienischen Behörden tatsächlich einen Mann, lebend der zunächst als vermisst gemeldet war. Gestern spürten die Ermittler eine weitere als vermisst gemeldete Frau in Deutschland auf. Solche Ereignisse lassen die anderen Angehörigen weiter hoffen – auf den erlösenden Anruf der Behörden, dass ihr vermisster Mensch gefunden wurde und am Leben ist. An diese Möglichkeit klammern sich viele Hinterbliebene, gleich wie gering die Chance erscheinen mag. Sie stehen in ständigem Kontakt zur Polizei und dem Auswärtigen Amt. Jedoch schwinde die Hoffnung darauf, dass ihre Angehörigen lebend gefunden werden, jeden Tag ein bisschen mehr. Dieser Zustand gleiche einer "gefühlsmäßigen Vollnarkose", sagt Lüdke. Die Hoffnung bleibe bestehen, bis die Angehörigen Klarheit bekommen. "Egal, wie schrecklich die Nachricht sein mag, es ist wichtig, dass die Angehörigen Gewissheit haben", sagt Psychologe Lüdke. Erst dann könne mit der Aufarbeitung begonnen werden.

Dass es sich beim Schiffsunglück der Concordia wohl um eine durch einen Menschen verursachte Katastrophe handelt, belastet die Familien schwer. "Das ist für sie einfach nicht zu verstehen."

(RP)
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