Uni-Studie mit 200 Teilnehmern Viele syrische Flüchtlinge leiden an psychischen Erkrankungen

Erlangen · Forscher aus Erlangen haben die psychische Gesundheit syrischer Flüchtlinge untersucht. Fast jeder dritte Teilnehmer an einer aktuellen Studie war demnach erkrankt. Die Studienleiterin spricht von einer „extrem verwundbaren Bevölkerungsgruppe“.

Ein Stethoskop liegt auf einer Patientenakte (Symbolbild).

Ein Stethoskop liegt auf einer Patientenakte (Symbolbild).

Foto: dpa/Stefan Sauer

Die Flüchtlinge litten an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), Depressionen oder einer generalisierten Angststörung. Für die Studie befragten Psychosomatiker in Erlangen 200 erwachsene syrische Flüchtlinge mit einer Aufenthaltserlaubnis.

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass syrische Flüchtlinge in Deutschland eine extrem verwundbare Bevölkerungsgruppe sind - vor allem, wenn sie viele traumatische Ereignisse erlebt oder beobachtet haben“, fasste die Studienleiterin Yesim Erim zusammen. „Trotzdem sind die psychischen Beschwerden und Belastungen niedriger als in ähnlichen Gruppen von Geflüchteten.“

Diesen Befund führt Erim auf die vielen Unterstützungsangebote in Erlangen zurück. So hat die Ärztin selbst eine Spezialambulanz aufgebaut, in der Geflüchtete in Krisen Hilfen erhalten und auf Deutsch sowie Arabisch an Gruppentherapien teilnehmen können.

„Wir haben festgestellt, dass sich Zuwanderer oft zuerst auf die Integration in das neue Land konzentrieren und dass psychische Beschwerden mit der Zeit zunehmen“, sagte Yesim Erim. Günstige Lebensumstände und positive Zukunftsaussichten wirkten sich zugleich vorteilhaft auf ihre psychische Gesundheit aus.

Die Forscher ermittelten auch Faktoren für unterschiedlich ausgeprägte Krankheitsbilder. So träten schwere Formen von PTBS eher bei älteren Flüchtlingen auf, deren Aufenthaltserlaubnis nicht mehr so lange gültig sei. Depressionen hätten dagegen vermehrt jüngere Flüchtlinge ausgebildet, die eine verhältnismäßig kurze Flucht hinter sich hätten.

(mba/kna)
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