Dicke Schlitten Umwelthilfe testet Dienstwagen der Bischöfe und Kardinäle

Berlin · Die Bibel lehrt Bescheidenheit und Verzicht. Das predigen auch Bischöfe und Kardinäle. Bei den eigenen Dienstwagen sind sie nicht unbedingt genügsam - und belasten mit dicken Schlitten das Klima.

 Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa mit seinem noblen Dienstwagen bei einem Bischofstreffen vor. Am Straßenrand demonstrieren Mitarbeiter der existenzbedrohten Verlagsgruppe Weltbild.

Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa mit seinem noblen Dienstwagen bei einem Bischofstreffen vor. Am Straßenrand demonstrieren Mitarbeiter der existenzbedrohten Verlagsgruppe Weltbild.

Foto: dpa, ebe jhe lre

Franz-Peter Tebartz-van Elst wollte nicht nur eine große Wohnung und eine edle Badewanne, er hatte auch ein dickes Dienstauto: Mit seinem BMW 535d mit mehr als 300 PS vermittelte der frühere Bischof von Limburg genauso wenig das Bild eines bescheidenen Würdenträgers wie mit seinen Einrichtungsplänen.

In Sachen Fuhrpark sind auch seine Kirchenbrüder nicht immer bescheiden. Die Deutschen Umwelthilfe (DUH) nimmt seit 2011 die Dienstwagen von Würdenträgern unter die Lupe und verteilt je nach CO2-Ausstoß grüne, gelbe und rote Karten. Ergebnis: Katholische Kirchenbosse fahren spritdurstigere und klimafeindlichere Karossen als ihre evangelischen Kollegen.

Messlatte ist der EU-Grenzwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer für Neuwagenflotten. Etwa die Hälfte der Kardinäle und Bischöfe liegt mit ihren Autos darüber. Rote Karten für die schmutzigsten Limousinen gingen nur an Katholiken - dazu zählen allerdings auch mehrere, die keine Auskunft geben wollen. Ganz am Ende der Liste steht der katholische Bischof Franz-Josef Overbeck aus Essen. Sein VW Phaeton bläst 224 Gramm pro Kilometer in die Luft - und überschreitet damit den Grenzwert um rund 70 Prozent.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch spart nicht an Rhetorik: Die Grenzwertüberschreiter bewegten sich in Sachen Klimaschutz immer noch im "Fegefeuer", sagt er, und spricht gar von "katholischen Taliban", die einer altertümlichen und fundamentalistischen automobilen Denkweise verhaftet seien.

Dabei sieht es bei Spitzenleuten aus Politik und Wirtschaft laut DUH-Erhebungen nicht besser aus. Und mehr und mehr Kirchenbosse schalten für den Klimaschutz einen Gang zurück. Vergangenes Jahr lagen 33 von 47 Kirchenvertretern über dem Grenzwert, dieses Jahr sind es nur noch 27. An der grünen Spitze steht der evangelische Bischof Jochen Bohl von der Landeskirche Sachsen mit seinem Mercedes E-300 Hybrid und einem Ausstoß von 99 Gramm CO2/km.

Die evangelische Seite gibt sich dementsprechend zufrieden. "Die vielen grünen Karten werden den evangelischen Landeskirchen Ansporn sein, bei der Umsetzung ihrer selbst gesteckten Klimaziele nicht nachzulassen", teilte ein EKD-Sprecher mit.

Die Auskunftsfreude der katholischen Kirche wirkt - im Gegensatz zum Fuhrpark - aber eher bescheiden. Die Bischofskonferenz verweist auf die Bistümer. Das Bistum Essen will zunächst keine Stellungnahme abgeben. Letztes Jahr rechtfertigte ein Sprecher dort den Phaeton mit den langen Beinen des Bischofs Overbeck.

Die Umwelthilfe drängt weiterhin zu Bescheidenheit. Ihr geht es um die Vorbildfunktion der Würdenträger. "Die Kirchen zusammen sind mit 1,3 Millionen Arbeitnehmern die zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland nach der öffentlichen Hand", sagt Resch.

Dabei hätten vor allem katholische Kirchenchefs ein gutes Vorbild:
Der Papst verzichtet nämlich ganz bewusst auf ein protziges Papamobil. Franzikus lässt sich unter anderem gern in einem simplen Ford Fokus durch den Vatikan chauffieren. "Gerade der Vertreter Gottes auf Erden hält irdische Normen ein", lobt Resch.

(dpa)
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