Neuer Dresdner Bischof Heiner Koch entsetzt über Lammert

Köln/Dresden · Der künftige Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, ist entsetzt über eine kirchenkritische Äußerung von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Lammert hatte vor kurzem bei einem Gesprächsabend in Neuss gesagt, eines seiner größten Probleme mit seiner Kirche sei es, dass diese an der Aufrechthaltung ihres Geschäftsmodells stärker interessiert zu sein scheine als an der Vermittlung von Glaubensinhalten.

 Heiner Koch tritt am 16. März seinen Posten als Oberhirte von Dresden an.

Heiner Koch tritt am 16. März seinen Posten als Oberhirte von Dresden an.

Foto: dpa, Martin Gerten

Heiner Koch, der seit 2006 einer der Weihbischöfe im Erzbistum Köln ist und dessen Ernennung zum neuen Diözesanbischof in Sachsen durch den Papst am Freitag im Vatikan und im Bistum Dresden-Meißen offiziell bekannt gegeben wurde, erklärte gegenüber unserer Redaktion: "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand wie der katholische Christ Lammert so etwas Unerhörtes gesagt hat. Ich würde gerne mit ihm darüber sprechen."

Die Berufung an der Spitze des kleinen Bistums in Sachsen und Ostthüringen hat Koch überrascht. Er freue sich über das große Vertrauen, welches ihm das Domkapitel sowie der Heilige Vater entgegenbringe. Gespannt sei er auf die völlig andere gesellschaftliche und kirchliche Situation in dem ostdeutschen Bistum mit nur knapp 150.000 Katholiken und drei Millionen Nichtgetauften.

Seinen Freunden im Rheinland versicherte Koch, der Präses des Bundes Historischer Schützenbruderschaften sowie Karnevals- und Fortuna-Anhänger ist: "Es geht um ein Stück Abschiednehmen, das ist schmerzhaft, aber ich bin und bleibe Rheinländer. Jetzt packen wir?s mutig an."

Ob der im Vatikan gut vernetzte Kölner Erzbischof, Kardinal Meisner, Einfluss auf die Beförderung seines Weihbischofs genommen hat, ist unklar. Beim Rätselraten über die Nachfolge Meisners, der Weihnachten 80 Jahre alt wird, war Kochs Name kaum je gefallen. Koch hat ein ausgleichendes Temperament und zugleich eine unerschütterliche Festigkeit bei Grundfragen der katholischen Glaubens- und Morallehre.

So verteidigte er 2012 den Beschluss der Schützenbruderschaften, dass homosexuelle Schützenkönige nicht mit ihrem Partner als Königspaar auftreten und damit demonstrativ eine Gleichwertigkeit zur Ehe zur Schau stellen dürfen. Andererseits stellte Koch klar, dass homosexuell veranlagte Menschen ohne Wenn und Aber zum Schützenverband gehörten und niemals ausgegrenzt werden dürften.

Und auch dies ist Heiner Koch: Als unter anderem für den Seelsorge-Raum Bonn zuständiger Kölner Weihbischof fungierte er erfolgreich als eine Art wandelnder Vermittlungsausschuss im Streit um geplante Pfarrgemeinde-Zusammenlegungen und Versetzungen von Priestern. Wiederum gilt Kochs entschiedener Widerstand Plädoyers zur Abschaffung des Zölibats. Er stelle eine Entscheidung dar, als bewusst ehelos lebender Mann Gottes einen "Weg auch gegen den Strom der Zeit einzuschlagen".

Das Bistum Dresden-Meißen, dessen Ursprünge im 10. Jahrhundert liegen, bekommt einen ersten Hirten, der herzhaft über natürlich zotenfreie Witze lachen kann, Beispiel: "Sagt die Stewardess bei schweren Turbulenzen zum Pfarrer: Wenn das so weitergeht, sind wir in zehn Minuten im Himmel." Darauf der Pfarrer: "Das verhüte Gott."

Aber Koch kann auch barsch gegen eine Kirche light wettern, in der man sich holt, was man gerade braucht und alles andere liegen lässt.

Heiner Koch wird am 16. März als Oberhirte des Bistums Dresden-Meißen ins Amt eingeführt.

(RP/felt/das)
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