Mord an Bundeswehr-Übersetzer Bundesregierung: Keine Konsequenzen geplant

Berlin · Die Bundesregierung will zunächst keine Konsequenzen aus dem Mord an einem Ex-Mitarbeiter der Bundeswehr in Afghanistan ziehen.

Bei der geplanten Aufnahme von Afghanen zum Schutz vor Racheakten der Taliban werde "immer schnellstens durch die Behörden gehandelt", sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag in Berlin. Auch eine Erweiterung des Kreises der Personen, die aufgenommen werden sollen, sei nicht geplant.

Der in Kundus erwürgte Mann war bis Januar Übersetzer der Bundeswehr und wurde im März als "latent gefährdet" eingestuft. Ende Oktober wurde ihm die Aufnahme in Deutschland zugesagt.

Der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl geht das Verfahren nicht schnell genug. "Der Mord in Kundus macht klar, dass die Ausreise bedrohter afghanischer Ortskräfte das Tempo einer Evakuierungsaktion haben müsste", hieß es in einer Erklärung. "Für die Zeit bis zur Ausreise muss effektiver Schutz in Afghanistan geschaffen werden, zum Beispiel durch Schutzräume für Gefährdete."

Ob es sich bei dem Mord um einen Racheakt gehandelt hat, ist unklar. Ein Polizeisprecher in Kundus sagte am Montag, bislang sei niemand festgenommen worden. Die Ermittlungen dauerten an. Die letzten Bundeswehr-Soldaten waren am 18. Oktober aus Kundus abgezogen.

Die Bundesregierung hat insgesamt 184 afghanischen Mitarbeitern von Bundeswehr oder Bundespolizei eine Aufnahme in Deutschland zugesagt. Bisher sind nur fünf davon eingereist.

(dpa)
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