"No risk, no fun" BND-Chef provoziert James-Bond-Vergleich

Berlin · Gerhard Schindler, neuer Präsident des Bundesnachrichtendienstes, hat mit einem Aufruf zu mehr Risikobereitschaft von seinen Agenten Befremden in der deutschen Politik ausgelöst. In Interviews sagte er mit Blick auf Einsätze seiner Leute unter anderem "No risk, no fun."

 BND-Chef Gerhard Schindler sorgt mit markigen Äußerungen für Befremden in der Politik.

BND-Chef Gerhard Schindler sorgt mit markigen Äußerungen für Befremden in der Politik.

Foto: dapd, dapd

Für seine markig klingenden Sätze wurde er am Wochenende umgehend zur Ordnung gerufen. Der BND-Chef verwechsle seine Aufgaben mit denen von James Bond, kritisierten SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann und die Vize-Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Piltz, am Sonntag.

Schindler beschrieb in Interviews mit den Nachrichtenmagazinen "Focus" und "Spiegel" neue Herausforderungen für die BND-Agenten. In den Krisengebieten der Welt dürfe es "kein Zögern" geben: "Wir müssen die Ersten sein, die reingehen, und als Letzte wieder raus", sagte er dem "Spiegel". Im "Focus" bekräftigte er: "Wir müssen auch gut kalkulierte Risiken häufiger eingehen. Auch hier gilt: No risk, no fun" (kein Risiko, kein Spaß).

Die FDP-Politikerin Piltz mahnte, statt neuer Risiken sei mehr Effizienz geboten. "Nachdem jüngst bekannt wurde, dass der BND im Jahr Millionen von E-Mails abfängt, muss das Augenmerk des Dienstes zu allererst darauf liegen, zielgenauer zu werden", sagte sie "Handelsblatt Online".

Oppermann nannte Schindlers Äußerungen in einer Erklärung "irritierend und befremdlich". Leichtfertiges Verhalten und gesteigerte Risikofreude seien beim BND unangebracht. Aufgabe des Dienstes sei es, Informationen zum Schutz der Sicherheit von Deutschland zu sammeln - "der BND ist nicht der MI5", stellte der SPD-Politiker unter Hinweis auf den britischen Geheimdienst klar, dem Auftraggeber des legendären Filmhelden James Bond.

Nach Darstellung von Schindler verfolgt die deutsche Auslandsaufklärung mit großer Sorge die zunehmenden Aktivitäten des Terror-Netzwerks Al-Kaida in Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel. Nach BND-Erkenntnissen ziehe es deutsche Islamisten derzeit verstärkt nach Afrika. "Früher war Waziristan im Grenzgebiet von Pakistan und Afghanistan das wohl wichtigste Ziel deutscher Konvertiten, jetzt wird Somalia zu einem neuen Hotspot", sagte Schindler dem "Spiegel".

(dpa)
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