Blankenburg nach Hausexplosion unter Schock „Ein Bild der Verwüstung“

Blankenburg · Ein Mensch stirbt, zahlreiche werden verletzt. Eine Explosion in einem Mehrfamilienhaus im Harz-Ort Blankenburg hat dramatische Folgen. Es gebe lediglich eine „einzige gute Nachricht“ an diesem Tag.

Blankenburg: Tote und Verletzte bei Explosion im Harz
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Toter und Verletzte nach Explosion

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Foto: dpa/Matthias Bein

Glassplitter liegen auf der Straße, zahlreiche Autoscheiben sind zerstört, die Fenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben Risse und Löcher. Gegen 8.50 Uhr werden die Anwohner der Bertolt-Brecht-Straße in Blankenburg am Freitag dem 13. aus ihrem Alltag gerissen. Eine Explosion - ausgelöst womöglich durch 11 Kilogramm schwere Gasflaschen, berichten Feuerwehr und Polizei - erschüttert die Anwohner in der 20 000-Einwohner-Stadt im Harz.

Drei Menschen liegen bewusstlos auf der Straße als die ersten Einsatzkräfte am Unglücksort eintreffen, in einer Wohnung finden sie eine Leiche. Von einem „Bild der Verwüstung“ spricht Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU).

„Ich zittere jetzt noch“, sagt eine 63 Jahre alte Frau von ihrem Balkon aus rund zweieinhalb Stunden nach der Explosion. Sie habe die Erschütterung gespürt. „Da kam lauter schwarzer Qualm. Es hat auch nicht lange gedauert, da kamen die Stichflammen“, so die Augenzeugin. „Helfen Sie mir, retten Sie mich“, habe sie einen älteren Mann rufen hören.

Das Haus, in dem es zur Explosion kam, ist schwer beschädigt. Über mehrere Stockwerke zieht sich Ruß an der Außenfassade des Mehrfamilienhauses. Auch auf der Rückseite sind die Schäden gravierend. Noch am Nachmittag ziehen Einsatzkräfte dort einen Fensterrahmen aus einem Baum. Statiker prüfen die Sicherheit, das Technische Hilfswerk (THW) hat Holzbalken herangeschafft, um die Innenräume zu stabilisieren.

Zunächst war von einem Toten und 25 Verletzten die Rede, später korrigiert die Polizei die Verletztenzahl nach unten. „Die einzige gute Nachricht an diesem Tag“, sagt ein Polizeisprecher. Am frühen Nachmittag hieß es von den Beamten, zwei Bewohner seien mit Brandverletzungen in das Spezialkrankenhaus Bergmannstrost nach Halle geflogen worden. Zudem erlitten demnach drei Bewohner schwere und zehn leichte Verletzungen. Vier Polizisten zogen sich beim Rettungseinsatz Rauchvergiftungen zu, die aber nur mit etwas Sauerstoff hätten behandelt werden müssen.

Der Tote sei vermutlich der 78 Jahre alte Mieter der Wohnung, von der die Explosion ausging. Seine Leiche lag am Nachmittag noch in dem Gebäude, sie konnte noch nicht geborgen werden.

Warum die Gasflaschen in der Wohnung waren, ist unklar. Thomas Kempf, der Geschäftsführer der Blankenburger Wohnungsgesellschaft, betont, es sei ausdrücklich untersagt, zusätzliche Heizkörper in den Wohnungen aufzustellen. Eigentlich werde das Gebäude durch Fernwärme geheizt.

Für die Betroffenen der Explosion in einem Mehrfamilienhaus in Blankenburg soll ein Spendenkonto eingerichtet werden. Der Einsatz wird nach Einschätzung der Behörden bis in die Nacht andauern. Von den etwa 50 betroffenen Bewohnern des Gebäudes seien fast alle bei Angehörigen untergekommen, erklärte Breithaupt. Nur eine Familie müsse in einer Notunterkunft untergebracht werden. Dieser werde eine Wohnung zur Verfügung gestellt.

Am Nachmittag sitzen viele Betroffene noch in einer nahegelegenen Grundschule an teils grün lackierten Tischen beisammen, heiße Getränke und Snacks stehen bereit. In einer roten Kiste liegt Stollen nach Thüringer Art. In kleinen Gruppen tauschen sie sich aus, Helfer stehen bereit. Für den Abend kündigte Eckehart Winde, Pfarrer der
evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, eine Gedenkminute auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt an.

Wann die Anwohner wieder in ihre Häuser zurückkehren können, war zunächst unklar. Der Einsatz werde voraussichtlich noch bis in die Nacht dauern. Die Kinder der Grundschule und einer Kita in der Nähe sind bei der Explosion nicht verletzt worden.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Landesinnenminister Holger Stahlknecht sprachen den Opfern ihr Beileid aus. Zudem dankten sie den mehr als 200 Einsatzkräften.

(mja/dpa)
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