Untersuchung zu Stasi-Aktivitäten “Berliner Zeitung“-Verleger berichtete laut Experten vor allem „Offenkundiges“

Berlin · Zwei Experten haben die Stasi-Aktivitäten des neuen Besitzers des Berliner Verlags, Holger Friedrich, untersucht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass er „überwiegend Offenkundiges“ weitertrug. In einem Fall gab es jedoch Konsequenzen.

 Holger Friedrich hat gemeinsam mit seiner Frau den Berliner Verlag gekauft.

Holger Friedrich hat gemeinsam mit seiner Frau den Berliner Verlag gekauft.

Foto: dpa/Britta Pedersen

In einem Fall führten die Informationen des damaligen Soldaten Holger Friedrich zu einer strafrechtlichen Belehrung eines anderen, schreiben die frühere Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, und der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk in einem Brief an die Chefredakteure von „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“, Jochen Arntz und Elmar Jehn. Die Informationen von Friedrich trugen demnach keinen „politisch-ideologischen Charakter“. Solche Aussagen zu Lasten Dritter finden sich laut Birthler und Kowalczuk nicht in den gesichteten Papieren.

Die beiden Experten waren um die Sichtung der Stasi-Papiere als unabhängige Einschätzer von Seiten der Redaktion gebeten worden. Die Havemann-Gesellschaft veröffentlichte am Mittwoch die mehr als 20-seitige Analyse.

Die Stasi-Kontakte von Friedrich waren Mitte November nach Recherchen der „Welt am Sonntag“ bekanntgeworden - kurz nachdem Friedrich zusammen mit seiner Frau Silke den Berliner Verlag mit „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ von der DuMont-Mediengruppe übernommen hatte.

Laut der nun vorliegenden Analyse war Friedrich von Juni bis August 1988 IM (Inoffizieller Mitarbeiter) der Stasi. Er sei zum IM „gepresst“ worden. Es sei zu vier Treffen gekommen, von denen sechs Berichte überliefert seien. Bei der Beurteilung müsse berücksichtigt werden, dass die wenigen Treffen als IM unter der besonderen Situation einer Armeeeinheit zustande gekommen seien. Friedrich habe die Zusammenarbeit beendet, als ein neuer Führungsoffizier für ihn tätig geworden sei und dabei sofort betont, dass er diese Zusammenarbeit nie freiwillig eingegangen wäre.

(jco/dpa)
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