London "Der Knall ließ die Leute aufspringen"

London · Bei einem Flug der irischen Airline "CityJet" von London nach Florenz löste sich kurz nach dem Start eine Abdeckung. Die Maschine musste umkehren. Die 60 Passagiere kamen mit dem Schrecken davon - verletzt wurde niemand.

Dieser Ausblick muss die Passagiere in einen großen Schrecken versetzt haben. Gleich nach dem Start des Flugs WX 281 der irischen Fluggesellschaft "CityJet" vom Stadtflughafen London City in Richtung Florenz, löste sich eine Abdeckung der Maschine und hing am Flügel herab. Von den mehr als 60 Passagieren an Bord wurde bei dem Flug am Donnerstagmorgen niemand verletzt. Die Airline bestätigte, dass sich ein Teil der Abdeckung des Steuerungs-Mechanismus gelöst habe. Das Flugzeug sei umgekehrt und ohne weitere Vorfälle wieder sicher auf dem Flughafen in London gelandet.

"Der Knall ließ die Leute aufspringen", beschrieb ein Reporter der britischen Zeitung "The Telegraph" den Vorfall. Er hatte zufällig in dem Flugzeug gesessen und veröffentlichte Bilder des herunterhängenden Flügelteils beim Online-Dienst Twitter. Es sei aber nicht der Eindruck entstanden, dass das Flugzeug abstürze, schrieb er. "Es gab eine paar angespannte Minuten, in denen wir in der Luft kreisten und auf eine Ansage warteten", sagte der Journalist laut "The Telegraph". Als Ursache für den Vorfall nannte die Zeitung zwei gebrochene Eisenteile, die bereits ersetzt wurden. Es soll eine interne Untersuchung geben.

"Solche Fälle sind eher ungewöhnlich", sagt Jörg Handwerg, Sprecher der Vereinigung Cockpit. Ein Brechen von Stiften an einer Abdeckung könne verschiedene Ursachen haben: "Es kann sein, dass ein Fall von Materialermüdung vorlag oder aber, dass Wartungsintervalle möglicherweise nicht eingehalten worden sind." Vorfälle wie diese könne man nie zu hundert Prozent ausschließen, so der Flugkapitän. Selbst, wenn man die Maschinen regelmäßig warte und technisch überwache: "Auch bei einer Autofahrt kann eine Achse brechen." Der Flugzeugtyp, ein Avro RJ85, ist eine kleine vierstrahlige Maschine mit einer Spannweite von 26 Metern. Sie wird häufig für kurze Strecken innerhalb Europas eingesetzt. In Deutschland würde diesen Typ jedoch derzeit keine Fluggesellschaft fliegen, so Handwerg.

Gefährlich würde eine solche Situation aber nur dann, wenn sich das betroffene Teil in der Luft löse. "Wenn es andere Stellen des Flugzeugs trifft, könnte es Schäden verursachen", erklärt Handwerg. Besonders prekär wäre es, wenn das Höhenleitwerk am Heck der Maschine Schaden nehmen würde: "Das liegt bei diesem Flugzeugtyp jedoch relativ weit oben." Natürlich könnte die Abdeckung dann auch einen Menschen am Boden treffen - mit einer geschätzten Größe von bis zu zwei Metern wäre das sicherlich tödlich, vermutet Handwerg.

Nicht nur die Passagiere werden während des Fluges einen Schrecken bekommen haben - auch für die Piloten war es sicherlich ein ungewöhnlicher Vorfall, so Handwerg: "Das steht so in keinem Buch." Man könne in einer solchen Situation nur versuchen, überlegt zu handeln. "Ich würde die Geschwindigkeit reduzieren, damit das gelöste Teil nicht abreißt", erklärt der Flugkapitän. Dann sollte man - so wie es die Piloten des "CityJet"-Flugs auch taten - den nächstgelegenen Flughafen ansteuern.

Die Passagiere des Pannen-Flugs WX 281 konnten nach Angaben der Fluggesellschaft am Donnerstag mit zwei Stunden Verspätung und einem anderen Flugzeug nach Italien reisen. Der Schrecken dürfte bei einigen da noch tief gesessen haben.

(RP)
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