NRW-Gesundheitsminister gibt Zahlen bekannt 2119 Corona-Infektionen durch Ausbruch bei Tönnies

Düsseldorf · NRW-Gesundheitsminsiter Karl-Josef Laumann zufolge mussten 41 der Erkrankten aus dem Schlachthof-Umfeld stationär behandelt werden. Unterdessen wächst der sogenannte Schweinestau weiter an.

 Bei Tönnies läuft der Betrieb auf Probe wieder. Mehr als 200 Coronavirus-Infektionen werden auf den Schlachtbetrieb zurückgeführt.

Bei Tönnies läuft der Betrieb auf Probe wieder. Mehr als 200 Coronavirus-Infektionen werden auf den Schlachtbetrieb zurückgeführt.

Foto: dpa/David Inderlied

Im Zusammenhang mit dem massiven Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies sind inzwischen mehr als 2000 Infektionsfälle festgestellt worden. „Nach aktuellem Stand ordnen die zuständigen Behörden dem Ausbruch bei Tönnies bislang insgesamt 2119 Fälle zu“, sagte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Bei weiteren 67 Fällen sei ein Zusammenhang möglich.

41 der Infizierten, die definitiv im Zusammenhang mit dem Schlachthof standen, seien stationär behandelt worden, sagte Laumann. Inzwischen habe sich die Lage insbesondere im Kreis Gütersloh beruhigt.

Laumann wiederholte zudem seine Ansicht, dass die zeitweise Schließung des Tönnies-Betriebs in Rheda-Wiedenbrück rechtens war und das Unternehmen keinen Anspruch auf Lohnkostenerstattung hat. „Ich gehe davon aus, dass das auch vor Gericht Bestand hat“, sagte der CDU-Politiker der Zeitung.

Das Tönnies-Werk neben der Firmenzentrale in Rheda-Wiedenbrück stand nach dem massenhaften Corona-Ausbruch unter den Mitarbeitern rund vier Wochen lang still. Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, gab es zeitweise für die Bewohner der Kreise Gütersloh und Warendorf wieder verschärfte Hygieneregeln und Kontaktbeschränkungen. Der Vorfall hat auch eine Debatte über ein Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie ausgelöst.

Dass Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) als Berater für Tönnies tätig war und sich als Minister auch mit Unternehmenschef Clemens Tönnies getroffen hat, hält Laumann nicht für problematisch. „Das ist nicht anrüchig“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Ein Wirtschaftsminister müsse mit solchen Unternehmen sprechen. „Die Leute erwarten doch von uns Politikern, dass wir uns um die Wirtschaft kümmern. Diese Verteufelung finde ich nicht richtig.“

Viele Bauern haben unter dessen weiterhin Probleme, Abnehmer für ihre Schweine zu finden. Der sogenannte Schweinestau wächst weiter an. Torsten Staack, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", trotz Wiedereröffnung des Tönnies-Schlachthofs erreichten derzeit jede Woche mehr Schweine die Schlachtreife, könnten aber nicht wie geplant geschlachtet werden. Staack sagte: "Unter dem Strich reden wir derzeit über etwa 400.000 Schweine, die noch immer quasi in der Warteschleife stehen."

(juju/dpa/AFP)
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