Kita-Erzieherin aus Düsseldorf berichtet „Wir säubern Legosteine in der Waschmaschine“

Düsseldorf · Die Kitas in NRW nehmen immer mehr Kinder in die Notbetreuung auf. Das stellt die Erzieher vor Herausforderungen. Fatime Ajdini berichtet von ihrem Arbeitsalltag aus dem Awo-Familienzentrum „Hokuspokus“ in Düsseldorf-Unterrath. Ein Protokoll.

 Fatime Ajdini ist Erzieherin im Awo-Familienzentrum „Hokuspokus“ in Düsseldorf-Unterrath.

Fatime Ajdini ist Erzieherin im Awo-Familienzentrum „Hokuspokus“ in Düsseldorf-Unterrath.

Foto: Fatime Ajdini

Ich bin nach jedem Tag enorm erschöpft. Dabei betreue ich momentan nur fünf Kinder – und damit viel weniger als sonst. Die Arbeit mit den Kindern ist eben anders, als ich es gewohnt bin. Das fängt schon morgens an. Die Eltern und Kinder müssen draußen an der Kita klingeln. Normalerweise ist die Tür ja immer offen und die Kinder kommen direkt in ihre Gruppen. So gehe ich mit Mundschutz an die Tür, rede kurz mit den Eltern und nehme das Kind dann mit in meine Gruppe. Vorher waschen und desinfizieren wir natürlich noch die Hände.

Die Gruppen wurden für die Notbetreuung neu aufgeteilt. Maximal sechs Kinder, Geschwisterkinder immer zusammen. Und wir bleiben dann auch in diesen Gruppen. Die Kinder begegnen sich nicht, und auch wir Erzieher begrüßen uns nur morgens und bleiben dann in unseren Räumen. Natürlich ist das vor allem für die Kinder ungewohnt, weil sie teilweise nicht mit ihren Freunden zusammen sind. Da muss ich viel erklären und mich noch mehr den Kindern zuwenden, damit sie es verstehen. Zum Glück haben die Eltern ihre Kinder auf die Situation vorbereitet und ihnen erklärt, dass es momentan ein gefährliches Virus gibt, und wir alle ein bisschen besser aufpassen müssen.

Trotzdem muss ich mehr als sonst darauf achten, dass sich die Kinder beispielsweise nicht die Finger in den Mund stecken und sich richtig die Hände waschen. Das versuche ich dann auch spielerisch umzusetzen. Zum Beispiel mit dem Singen von „Happy Birthday“ beim Händewaschen. Da hat jede Erziehungskraft ihre eigene Methode.

Grundsätzlich versuchen wir so weit es geht einen normalen Tagesablauf zu ermöglichen. Wir frühstücken, gehen nach draußen – da hat jede Gruppe ihren eigenen Bereich – singen, basteln, essen zu Mittag. Natürlich schauen wir dabei, dass die Kinder untereinander Abstand halten, aber ohne panisch zu werden. Es darf keine Angst bei den Kindern erzeugt werden.

Wenn ich zum Beispiel nach dem Mittagessen aus einem Bilderbuch vorlese, mache ich das nicht wie sonst gemütlich kuschelnd, sondern eben am Tisch sitzend. Oder wenn ich mit den Kindern singe, dann mache ich einen größeren Stuhlkreis mit mehr Abstand. Auch, damit ich mehr Abstand zu den Kindern halten kann. Das Wichtigste ist wirklich, dabei ruhig zu bleiben und aufmerksam darauf zu achten, wie ich auf die Kinder wirke, damit sie keine Angst bekommen.

Da gehört auch der Einsatz der Masken zu. Ich trage sie, wenn die Kinder von ihren Eltern gebracht und abgeholt werden, aber nicht im Alltag. In meiner Gruppe ist eine Zweijährige. Die liest viel von meiner Mimik und Gestik ab. Das wäre sicherlich nicht so gut für sie, wenn ich eine Maske tragen würde. Das merke ich ja beim gemeinsamen Singen: Wenn ich singe und die passende Mimik dazu zeige, sind die Kinder begeistert und machen mit. Die Maske würde meinen Alltag mit den Kindern noch mehr erschweren.

Und der ist durch den erhöhten Hygieneaufwand sowieso schon erschwert. Am Ende des Tages desinfizieren wir den gesamten Raum: jeden Stuhl, jeden Tisch, jeden Schrank, jeden Türgriff, jedes Spielgerät. Wir säubern sogar die Legosteine in der Waschmaschine!

(protokolliert von Sebastian Kalenberg)
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