Blogger und russisches TV uneins Wirbel um Foto von MH17-Absturz

Moskau · Während ein Team internationaler Experten die Bergung von Wrackteilen an der Absturzstelle des verunglückten malaysischen Passagierflugzeugs MH17 in der Ostukraine wieder aufgenommen hat, haben zwei russische Fernsehstationen ein Satellitenbild veröffentlicht, das den Abschuss des Passagierfluges MH17 durch ein ukrainisches Flugzeug belegen soll.

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Helfer räumen Trümmerfeld nach MH17-Absturz auf

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Die Sender Kanal Eins und Rossija TV zeigten ein Foto, auf dem am 17. Juli angeblich ein Militärflugzeug eine Rakete in Richtung der Boeing 777 der Malaysia Airlines abfeuert. Bei dem Absturz über der von prorussischen Rebellen kontrollierten Ostukraine waren alle 298 Insassen getötet worden. Die meisten waren Niederländer.

Blogger meldeten Zweifel an der Echtheit des Fotos an, das am Freitag in Umlauf kam. Sie monierten, mehrere Details des Bildes passten nicht zusammen. Ein Wolkenmuster belege, dass die Aufnahme aus dem Jahr 2012 stamme. Der russische Blogger Mark Solonin urteilte, die Proportionen der beiden Flugzeuge auf dem Foto stimmten nicht mit der Landschaft überein. Sie seien plump in das Satellitenbild montiert worden. Andere Kritiker erklärten, das Passagierflugzeug auf dem angeblichen Beweisfoto sei keine Boeing 777 sondern eine 767.

Die Veröffentlichung des Bildes kam zum Beginn des Gipfeltreffens der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Australien. Das US-Außenministerium sprach von einem grotesken Versuch Moskaus die Wahrheit zu verschleiern. Russland und die prorussischen Rebellen sollten internationalen Ermittler ungehinderten Zugang zur Absturzstelle gewähren.

Die beiden Fernsehkanäle bekräftigten ihre Darstellung. Sie hätten die Aufnahme per Email von der russischen Vereinigung der Ingenieure erhalten. Die Gruppe hatte bereits einen Bericht veröffentlicht, in dem die Ukraine für den Abschuss verantwortlich gemacht wird. Der Vizepräsident des Vereins, Iwan Andrijewski, sagte dem Fernsehen zufolge, er habe das Bild von einem Luftfahrtexperten erhalten, der in den USA studiert und 20 Jahre Berufserfahrung habe. Andrijewski war am Samstag weder per Telefon, noch per Email zu erreichen.

Für den Abschuss der Maschine machen sich Rebellen und ukrainisches Militär gegenseitig verantwortlich. Eine Untersuchung niederländischer Ermittler kam zu dem Schluss, dass die Maschine von mehreren sehr schnellen Objekten durchlöchert wurde. Das deutet nach Ansicht von Experten auf einen Raketentreffer hin.

Experten vor Ort

Ein Team internationaler Experten hat die Bergung von Wrackteilen an der Absturzstelle des verunglückten malaysischen Passagierflugzeugs MH17 in der Ostukraine wieder aufgenommen. Spezialisten aus den Niederlanden und Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) trafen am Sonntag am Trümmerfeld im Konfliktgebiet Donbass ein, wie die Agentur Interfax berichtete. Große Wrackteile wurden zersägt, damit sie auf Lastwagen verladen werden konnten.

Da die Trümmer in dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet liegen, war die Bergung bisher äußerst schwierig und musste wegen Kämpfen in der Region mehrfach abgebrochen werden. MH17 war am 17. Juli über der Ostukraine vermutlich von einer Rakete getroffen worden und abgestürzt. Alle 298 Menschen an Bord kamen ums Leben, fast 200 von ihnen kamen aus den Niederlanden. Russland weist Vorwürfe der Ukraine zurück, die Separatisten hätten die Boeing mit einer russischen Rakete abgeschossen.

Im Bürgerkriegsgebiet nahmen sich Regierungstruppen und Separatisten nach Angaben aus Kiew weiter unter Beschuss. Die Leitstelle der "Anti-Terror-Operation" berichtete von mehr als 20 Schusswechseln, sechs Soldaten seien bei der Ortschaft Tschernenko verletzt worden.

(ap/dpa)
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