South Carolina Todeskandidat entscheidet sich für Erschießungskommando

Washington · Richard B. Moore stand vor einer schrecklichen Wahl. Der zum Tod verurteilte Schwarze musste sich entscheiden, ob er auf dem elektrischen Stuhl oder durch ein Erschießungskommando hingerichtet wird.

 Ein zum Tode Verurteilter wird aus seiner Zelle geführt (Archivfoto).

Ein zum Tode Verurteilter wird aus seiner Zelle geführt (Archivfoto).

Foto: AP/Eric Risberg

Kurz vor Ostern teilte Richard Moore (57) dem obersten Gericht von South Carolina seine Entscheidung mit. Er ziehe es vor, durch ein Erschießungskommando getötet zu werden. „Ich betrachte diese Wahl als Zwang, mich zwischen zwei nicht mit der Verfassung zu vereinbarenden Hinrichtungsmethoden zu entscheiden“, erläuterte er seine Haltung zu dem im vergangenen Jahr beschlossenen Gesetz des Südstaates, das Todeskandidaten erlaubt, eine Alternative zum elektrischen Stuhl auszuwählen.

Nicht auf dem Menü seiner Henker steht die Vollstreckung der Todesstrafe durch die Verabreichung tödliche Chemikalien. Das liegt an dem Problem des Bundesstaates South Carolina, die entsprechenden Komponenten von Herstellern zu sichern. Wie überall in den USA verweigert die Pharmaindustrie, aber auch private Apotheker ihre Mitwirkung an der Hinrichtung von Delinquenten. Da South Carolina weder Altbestände verfügt, noch die Identität von Lieferanten verschleiern kann, beschloss der Südstaat 2021 ein neues Gesetz, das die über zehn Jahre ausgesetzten Vollstreckungen wieder möglich machen soll.

 Richard Moore hat sich für den Tod durch ein Erschießungskommando und nicht für den elektrischen Stuhl entschieden.

Richard Moore hat sich für den Tod durch ein Erschießungskommando und nicht für den elektrischen Stuhl entschieden.

Foto: AP/ap

In den Todeszellen des Bundesstaates warten insgesamt 35 Menschen auf ihre Hinrichtung. Moore seit nunmehr 21 Jahren. Sollte seine Klage vor dem Supreme Court in der Hauptstadt Columbia scheitern, schriebe der Afroamerikaner gleich mehrfach Geschichte.

Er wäre der erste Delinquent, den South Carolina nach dem nicht ganz freiwilligen Moratorium wieder vom Leben zum Tode beförderte. Und der Erste außerhalb Utahs, der seit Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA 1976 von einem Erschießungskommando-Kommando getötet würde. In dem Mormonen-Staat sind insgesamt drei andere Gefangene so hingerichtet worden; zuletzt Ronnie Lee Gardner, 2010, der sich für diese Methode entschied, „weil es keine Fehler gibt“.

South Carolina teilte im März dieses Jahres mit, dass es genau 53.600 Dollar investiert habe, seine Hinrichtung-Kammer in Einklang mit dem neuen Gesetz des Bundesstaates zu bringen. Die „Broad River Correctional Institution“ vor den Toren der Hauptstadt installierte neben dem 110 Jahre alten elektrischen Stuhl eine alternative Richtstätte mit schusssicherem Glas für die Zeugen. Dort wird der Todeskandidat festgeschnallt, bekommt eine Kopfhaube übergestülpt und Zielscheiben auf sein Herz platziert. Drei Freiwillige feuern dann laut Protokoll die tödlichen Schüsse ab.

Kritiker des Gesetzes, wie der Abgeordnete Justin Bamberg, erwarteten schon damals, dass es die Gerichte beschäftigen wird. „Die erste Hinrichtung dürfte bis zum US Supreme Court angefochten werden.“ Genau das könnte nun passieren. Zumal es nicht wenige gibt, die der Ansicht sind, dass die Todesstrafe gegen Moore von Anfang an nicht der Schwere der Tat angemessen war.

Unbestritten ist, dass der damals 35-jährige eine Tankstelle überfallen hatte, allerdings ohne Waffe. Diese eignete sich Moore während einer Handgreiflichkeit mit dem Tankstellenmitarbeiter an, den er später erschoss. Moore verletzte auch einen Zeugen, bevor er flüchtete. Die Polizei hatte ihn ohne Gegenwehr festnehmen können.

In der von Lindsey Vann für seinen Mandanten eingereichten Klage vor dem obersten Gericht in South Carolina heißt es, es liege nun an diesem zu entscheiden, ob die Hinrichtung verschoben wird. „Der elektrische Stuhl und das Erschießungskommando sind Vollstreckungsmethoden, die praktisch so gut wie alle amerikanischen Jurisdiktionen hinter sich gelassen haben.“

Insgesamt richteten die USA seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1540 Menschen nach nationalem oder Recht in den Bundesstaaten hin. In den vergangenen Jahren mit stark abnehmender Tendenz. 2021 gab es insgesamt elf Hinrichtungen, in diesem Jahr vollstreckte die Behörden erst drei Urteile.

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