Eckpunkte aus neuem Aktionsprogramm Umweltministerin Lemke will den natürlichen Klimaschutz stärken

Berlin · Wiedervernässte Moore, artenreiche Wälder, saubere Meere: Wenn Ökosysteme gesund sind, können sie viel Treibhausgas speichern und damit zum Klimaschutz beitragen. Das Gegenteil ist oft der Fall. Umweltministerin Lemke hat nun Eckpunkte eines Aktionsprogramms vorgelegt, um den natürlichen Klimaschutz voranzubringen. Es ist höchste Zeit, findet sie.

 Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat am Dienstag Eckpunkte für ein Aktionsprogramm zum natürlichen Klimaschutz vorgestellt.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat am Dienstag Eckpunkte für ein Aktionsprogramm zum natürlichen Klimaschutz vorgestellt.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat Pläne zur Stärkung des natürlichen Klimaschutzes vorgestellt und dazu aufgerufen, trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine die Klimakrise und das Artenaussterben nicht aus dem Blick zu verlieren. „Wir erleben die Auswirkungen dieser beiden Krisen immer stärker“, sagte Lemke am Dienstag bei der Vorstellung von Eckpunkten für ein Aktionsprogramm in Berlin. Sie verwies auf trockengelegte Moore, geschädigte Auen, übernutze und verschmutze Meere und durch Schädlingsbefall geschwächte Wälder. „Diese Effekte werden mit der Erderhitzung verstärkt“, sagte die Grünen-Politikerin. Dabei könnten intakte Ökosysteme einen Beitrag zur Reduzierung der Folgen der Klimakrise leisten.

Damit ist auch die Bedeutung des natürlichen Klimaschutzes beschrieben: Ökosysteme wie Moore oder Wälder können, wenn sie denn gesund sind, Treibhausgas-Emissionen binden und speichern. Mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) des Umweltministeriums sollen diese Lebensräume geschützt und gestärkt werden. Es sei „höchste Zeit, dass wir nicht gegen die Natur arbeiten, sondern die vorhandenen Synergien zwischen Natur und Klimaschutz gezielt nutzen“, betonte Lemke. Klimaschutz sei auch Krisenvorsorge.

Bis 2026 sollen vier Milliarden Euro für den natürlichen Klimaschutz bereitgestellt werden. Die Summe ist Teil des neuen Klima- und Transformationsfonds, der insgesamt mit 200 Milliarden Euro bis 2026 ausgestattet ist. Lemke sprach von einem „riesen Fortschritt“ für den Natur- und Klimaschutz.

Zu den Eckpunkten, die die Minsiterin am Dienstag vorstellte, gehören etwa eine nationale Moorschutzstrategie und ein Bundesprogramm „Klimaschutz durch Moorbodenschutz“. Landwirte, die auf die Nutzung und Trockenlegung von Moorböden verzichten, sollen vom finanziell vom Bund unterstützt werden. Zudem sollen Gewässer renaturiert und Auen wieder angebunden werden. Auen würden Oberflächenwasser filtern, in der Landschaft halten und Dürren vorbeugen, erläuterte Lemke. „Sie dienen auch als vorbeugender Hochwasserschutz.“

Mit einer verbindlichen Meerschutz-Strategie soll die natürliche CO2-Speicherfähigkeit der Ökosysteme in Nord- und Ostsee sei gestärkt werden. Das Umweltministerium will gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium auch den Umbau und die Aufforstung der Wälder fördern. Das Ziel seien naturnahe, artenreiche Wälder und eine nachhaltigen Bewirtschaft, sagte Lemke. Alte Buchenwälder sollen „aus der Nutzung“ genommen werden. Gemeint ist damit, dass der Holzeinschlag in diesen Wälder verboten werden soll.

Das Aktionsprogramm geht auch auf Grün- und Freiflächen in urbanen Räumen ein. Der Flächenverbrauch, der immer noch durchschnittlich über 50 Hektar pro Tag betrage, soll zügig reduziert werden, heißt es im ANK. Das Ziel ist ein Netto-Null-Flächenverbrauch bis 2050. Lemke sprach von einem „heftigen Spannungsfeld“ zwischen Infrastrukturprojekten und der für den Klimaschutz nötigen Wiederherstellung von Natur. „Wünschenswert wäre es selbstverständlich, dass für Straßenbau und andere Projekte keine Moore mehr in Anspruch genommen werden“, sagte Lemke. Es sollen gesetzliche Änderungen geprüft werden, um etwa im Straßenbau bestehende Planungshemmnisse für den Naturschutz abzubauen.

Die Eckpunkte sollen nun mit den anderen Ressorts abgestimmt werden. Bis Ende des Jahres soll das fertige Aktionsprogramm stehen.

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