MedEvac fliegt nach Südasien Luftbrücke zwischen Köln und Katastrophengebiet

Köln (rpo). Die ersten schwer verletzten Opfer der Flutkatastrophe in Südostasien sind in der Nacht zu Freitag im Spezialflugzeug der Bundesluftwaffe MedEvac (Medical Evacuation) auf dem Flughafen Köln/Bonn eingetroffen. Mittlerweile ist die Maschine bereits wieder auf dem Weg in die Katastrophenregion. Die Zahl der registrierten Todesopfer nach der verheerenden Flutwelle in Asien ist bis Freitag auf über 120.000 gestiegen. Noch immer werden über 1.000 deutsche Staatsbürger in der Unglücksregion vermisst.

Ergreifende Momente - Gesichter des Leids
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Foto: ap

Das Lazarettflugzeug der Bundeswehr ist am Freitag erneut nach Südasien gestartet, um Verletzte aus der Katastrophenregion zurück nach Deutschland zu bringen. Die Maschine startete am frühen Nachmittag vom Flughafen Köln-Wahn und sollte gegen 02.30 Uhr (MEZ) im thailändischen Phuket landen, wie ein Sprecher des Sanitätsdienstes der Bundeswehr mitteilte. Der MedEvac-Airbus der Bundeswehr war in der Nacht mit 49 zum Teil Schwerverletzten in Köln-Wahn gelandet. Die meisten Patienten waren Deutsche. Aber auch Staatsangehörige anderer Länder etwa aus Schweden, Belgien und Österreich waren an Bord. Nachdem das Flugzeug aufgetankt und wieder startklar gemacht worden war, konnte die Maschine in die Katastrophenregion zurückfliegen. Das Team aus Ärzten und medizinischem Fachpersonal wurde ausgewechselt.

An Bord des MedEvac (Medical Evacuation)-Airbus-310 waren in der Nacht zu Freitag 49 Patienten in Köln angekommen, die meisten von ihnen Deutsche, aber auch Schweden, Briten, Belgier, Österreicher und Dänen, wie der Sprecher des Bundeswehr-Sanitätsführungskommandos, Kai Schmidt, sagte.

Die Maschine, die gegen 01.15 Uhr aus Phuket kommend auf dem Flughafen Köln-Wahn gelandet war, sollte noch am Freitagvormittag (11.00 Uhr) mit einer neuen Besatzung wieder in Richtung Thailand abfliegen. Möglicherweise werde sie nicht Phuket, sondern die Hauptstadt Bangkok ansteuern, sagte Schmidt. Die reine Flugzeit beträgt nach seinen Angaben 15 Stunden. Über weitere Einsätze des Spezialflugzeugs war nach seinen Angaben noch nicht entschieden. Ein zweiter Airbus 310, der von einer reinen Passagiermaschine derzeit zum MedEvac umgerüstet wird, werde nicht vor dem 4. Januar einsatzbereit sein, sagte der Oberfeldarzt.

Von 49 Patienten, die in der Nacht in Köln-Wahn ankamen waren nach Angaben von Oberfeldarzt Stefan Schäfer zehn in einem so schlechten Zustand, dass sie nicht wie vorgesehen in ihre Heimatorte weitertransportiert werden konnten. Sie würden sofort in Krankenhäuser der Maximalversorgung im Kölner Raum gebracht, sagte Schäfer. Bei diesen Patienten drohe akutes Organversagen infolge einer Infektion, die in Thailand nicht behandelt worden sei und inzwischen den ganzen Körper ergriffen habe.

Zu der Gruppe gehörten laut Schäfer auch fünf Patienten, die schon vor Abflug aus Phuket als schwer verletzt eingestuft worden waren. Vier von ihnen wurden während des Transports in der "fliegenden Intensivstation" künstlich beatmet, wie Bundeswehrsprecher Schmidt erläuterte. Ferner waren 36 mittelschwer verletzte Thailand-Touristen an Bord, die liegend transportiert wurden, sowie acht Leichtverletzte, die während des rund 15-stündigen Fluges sitzen konnten. Kinder waren nach Angaben Schmidts nicht an Bord.

Die Verletzten wurden auf dem militärischen Teil des Kölner Flughafens abgeschirmt von der Öffentlichkeit auf Krankentransporter umgeladen. Die meisten von ihnen sollten möglichst schnell in ihre Heimatorte gebracht werden. Für einige von ihnen standen auch fünf zivile Ambulanzflugzeuge zum Weitertransport bereit.

133 Überlebende landeten in Frankfurt

Weitere in der Flutwelle in Südasien verletzte deutsche Urlauber sind am Freitag in ihrer Heimat eingetroffen. Am Flughafen Frankfurt/Main traf am Morgen eine Maschine der Fluggesellschaft Condor mit 133 Überlebenden aus der thailändischen Ferienregion Phuket ein, wie ein Flughafenmitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP sagte. Unter ihnen seien etwa 20 Verletzte. Die Schwerverletzten seien mit Rettungswagen in Krankenhäuser gebracht worden. Alle Verletzten seien transportfähig gewesen und während des Fluges von Ärzten betreut worden.

Nach Angaben des Flughafenverantwortlichen traf am Morgen auch ein Flugzeug aus den Malediven ein. Unter den 221 Passagieren seien Überlebende der Flutkatastrophe gewesen. Sie hätten jedoch keine besonderen Betreuung benötigt.

Eine belgische Militärmaschine mit deutschen Urlaubern aus Sri Lanka landete am Donnerstagabend auf einem Militärflughafen nahe Brüssel. Unter den mehr als 100 Passagieren waren 31 Deutsche, 48 Briten, neun Belgier, acht Holländer sowie weitere Europäer. Sieben oder acht von ihnen seien verletzt, sagte ein Vertreter des Belgischen Roten Kreuzes. Begleitet wurden die Überlebenden vom belgischen Verteidigungsminister Andre Flahaut.

Insgesamt sind bisher 34 deutsche Todesopfer identifiziert worden. Das sagte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Klaus Scharioth, am Freitag in Berlin. Die Zahl der vermissten Deutschen steige weiter. Sie liege "derzeit deutlich über 1.000", sagte Scharioth. Von den 34 Toten seien 27 in Thailand und sieben in Sri Lanka identifiziert worden, sagte Scharioth weiter. 300 Verletzte seien inzwischen registriert. 5.700 Urlauber seien bisher aus der Krisenregion nach Deutschland zurückgekehrt. Weitere 1.000 würden in den nächsten 24 Stunden folgen.

Über 120.000 Tote

Die Zahl der registrierten Todesopfer nach der verheerenden Flutwelle in Asien ist bis Freitagmorgen auf über 120.000 gestiegen. Tausende Menschen wurden weiterhin noch vermisst.

Die amtlich veröffentlichten Zahlen von Todesopfern nach Ländern, Stand, Freitag, 31. Dezember, 12:30 Uhr:

- Indonesien: 79.940

- Sri Lanka: 28.508

- Indien: 7.736

- Thailand: 4.541

- Somalia: 200

- Birma: 90

- Malediven: 73

- Malaysia: 66

- Tansania: 10

- Bangladesch: 2

- Kenia: 1

(ap)
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