Disko-Besitzer festgenommen Buenos Aires: Verhaftung nach Nachtclub-Brand

Buenos Aires (rpo). Nach dem verheerenden Brand in einer Diskothek in Buenos Aires hat die Polizei den Besitzer des Clubs festgenommen. Bei dem Unglück kamen 175 Menschen ums Leben. Fast Tausend wurden verletzt. Sämtliche Notausgänge des Clubs waren verschlossen.

Buenos Aires: Viele Tote bei Brand in Nachtclub
6 Bilder

Buenos Aires: Viele Tote bei Brand in Nachtclub

6 Bilder
Foto: AP

Omar Chaban war nach der Tragödie auf der Flucht, konnte aber am Freitag festgenommen werden, wie die Nachrichtenagentur AFP aus dem Innenministerium in Buenos Aires erfuhr. Chaban sei kurz nach dem durch Feuerwerkskörper ausgelösten Brand untergetaucht.

Die Polizei habe ihn in einem Haus im Zentrum der argentinischen Hauptstadt gestellt. Chaban leistete den Angaben zufolge keinen Widerstand und wurde bereits einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Nach jüngsten Angaben wurden bei dem Unglück in dem Nachtclub am Donnerstagabend mindestens 889 weitere Menschen zum Teil schwer verletzt.

Bei einem Brand sind in der Nacht zum Freitag mindestens 175 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 889 Menschen wurden verletzt, wie ein Beamter des Gesundheitsamtes der argentinischen Hauptstadt mitteilte. Nach Medienberichten hielten sich zum Zeitpunkt des Brandes in der Nacht zum Freitag rund 1.500 Menschen in der Discothek "Republica de la Cromagnon" auf, die vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt ist. Viele der Opfer seien an Rauchvergiftung gestorben, erklärte ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Feuerwerkskörper entzündete Hallendecke

Ursache des Brandes war nach Zeugenaussagen ein Feuerwerkskörper, der einen Teil der Kunststoffverkleidung der Hallendecke entzündete. "Jemand aus der Menge warf eine Leuchtkugel, und sofort waren Flammen da", sagte der 22-jährige Fabian Zamudeo. Brennende Deckenteile seien herabgestürzt, und flüchtende Menschen hätten Lautsprecher und Scheinwerfer umgestoßen. Ein Jugendlicher sagte im Fernsehen, die Halle habe sich rasch mit dichtem Rauch gefüllt. "Wir konnten fast nichts sehen", sagte er.

Im Fernsehen war zu sehen, wie Dutzende Verletzte auf Tragen abtransportiert wurden. Andere wurden vor dem Club medizinisch versorgt. Einsatzkräfte nutzten einen nahe gelegenen Parkplatz zur Lagerung der Leichen. In der Umgebung lagen Schuhe und rauchgeschwärzte Kleidung verstreut. Eltern trafen an dem Nachtclub ein, um ihre Kinder zu suchen.

"Die Leute haben gedrängelt und sind übereinander gesprungen, um ins Freie zu gelangen", sagte einer der Besucher, José Maria Godoy, der Nachrichtenagentur AP. Dabei seien viele Menschen gestürzt, und die anderen seien dann einfach über sie hinweg gerannt. Zum Zeitpunkt des Brandes spielte die in Argentinien populäre Band Los Callejeros in dem Club.

Massenpaniken und Brände haben in Discotheken und anderen öffentlichen Lokalen bereits mehrfach zahlreiche Menschen das Leben gekostet. Die Chronik der folgenschwersten Tragödien der letzten Jahre:

29. Oktober 1998 - Ein Tanzsaal in der zweitgrößten schwedischen Stadt Göteborg wird für 63 Jugendliche zu einer tödlichen Falle. 162 Besucher erleiden zum Teil schwere Verletzungen. Vier iranischstämmige Jugendliche werden im Juni 2000 zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Nach einem Streit über das Eintrittsgeld hatten sie das Feuer im einzigen Fluchtweg gelegt.

30. Oktober 1999 - Bei einem Großbrand in einem Einkaufs- und Vergnügungszentrum der südkoreanischen Hafenstadt Inchon werden 55 Jugendliche getötet. Ermittlungen ergeben, dass ein 14-Jähriger das Feuer mutwillig legte. Der Junge wollte ausprobieren, ob Farbverdünner brennbar ist.

20. Oktober 2000 - Nach dem Ausbruch eines Feuers in einem Nachtclub in Mexiko-Stadt bestehen die Angestellten darauf, dass die Gäste erst ihre Rechnungen bezahlen. Bei dem Brand in dem Club "Lobohombo", in dem sich ungefähr 1.000 Gäste aufhielten, kommen 21 Menschen ums Leben. Ursache war vermutlich ein elektrischer Kurzschluss.

25. Dezember 2000 - Bei einem Großbrand in einem Einkaufs- und Vergnügungszentrum in Luoyang in Mittelchina sterben 309 Menschen. 60 Menschen entkommen den Flammen, sieben werden verletzt. Die Polizei nimmt die Organisatoren einer Tanzparty fest, die dort eine Discothek ohne Genehmigung betrieben haben sollen.

1. Januar 2001 - Bei einem Brandinferno in dem Club "Het Hemeltje" im niederländischen Fischerdorf Volendam kommen in der Neujahrsnacht mindestens zwölf Partygäste ums Leben. Rund 200 Jugendliche werden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Ursache für die Brandkatastrophe sollen Wunderkerzen gewesen sein, die die Weihnachtsdekoration in Brand gesetzt hatten.

7. Juli 2002 - Bei einem Feuer in einem Nachtclub auf der indonesischen Insel Sumatra kommen über 50 Menschen ums Leben. Die Flammen breiten sich in einer Karaoke-Bar in der Stadt Palembang über vier Stockwerke aus. Einige Opfer sterben bei Sprüngen aus den Fenstern. Die Ermittler gehen davon aus, dass ein Kurzschluss den Brand verursacht hat.

20. Juli 2002 - Bei einem Brand in einer Discothek der peruanischen Hauptstadt Lima werden mindestens 25 Menschen getötet, rund 100 weitere werden verletzt. Mitarbeiter der Disco boten nach Berichten von Augenzeugen ihre wöchentliche Feuershow, als die Flammen außer Kontrolle gerieten und auf Wände und Decken übergriffen. Die Gemeindeverwaltung erklärt, die Discothek habe keine Betriebserlaubnis gehabt und Sicherheitsvorschriften massiv verletzt.

17. Februar 2003 - Eine Massenpanik in einer Discothek in Chicago kostet 21 Menschen das Leben. Nach Angaben der Feuerwehr sprühte offenbar jemand Pfefferspray oder einen anderen chemischen Reizstoff in die Luft. Daraufhin waren viele der mehr als 1.500 Besucher des zweigeschossigen Clubs "Epitome" zu den Ausgängen gestürmt.

20. Februar 2003 - Bei einem Brand in einem Nachtclub im US-Staat Rhode Island kommen mindestens 97 Besucher eines Rockkonzerts ums Leben. Mehr als 150 weitere Personen werden verletzt. Die Band hatte pyrotechnische Effekte eingesetzt, die die Decke in Brand steckten.

1. August 2004 - Bei einem Brand in einem Supermarkt in der Nähe paraguayischen Hauptstadt Ascunción werden 399 Menschen getötet.

31. Dezember 2004 - Ein Feuer während eines Rockkonzerts in einem Nachtclub in Buenos Aires reißt mindestens 174 Menschen in den Tod. Offenbar entzündete ein Feuerwerkskörper einen Teil der Deckenverkleidung der Halle.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort