Zehnstündiger Nervenkrieg in Edmonton Geiselnehmer wollte sich an Amtsarzt rächen

Ottawa (RPO). Ein Mann hat in Edmonton, Kanada, für etwa zehn Stunden mehrer Menschen in seiner Gewalt festgehalten. Er war mit einem Gewehr in das Verwaltungsgebäude eingedrungen, weil er sich an seinem Arzt rächen wollte, wie eine örtliche Zeitung meldete. Nach langen Verhandlungen gab er am Donnerstag auf.

Geiselnahme in Kanada
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Nach zehn Stunden Nervenkrieg ging die Geiselnahme damit unblutig zu Ende. Alle Geiseln seien frei, niemand sei verletzt worden, teilte die Polizei in Edmonton, der Hauptstadt der Provinz Alberta, am Mittwoch mit. Nach Verhandlungen habe der mit einem Gewehr bewaffnete Geiselnehmer sich schließlich ergeben.

"Alle sind sicher und wohlauf", sagte Polizeisprecher Terry Rocchio zum Zustand der freigelassenen Geiseln. Der Geiselnehmer sei festgenommen worden und werde verhört. Auch die Geiseln sollten zu dem Vorfall befragt werden. Die Polizei teilte zunächst nicht mit, wie viele Menschen der Geiselnehmer in seine Gewalt gebracht hatte. Nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders nahm er elf Menschen gefangen. Der Täter hatte nach Berichten örtlicher Medien nach und nach seine Geiseln gehen lassen, bis nur noch ein Mensch in seiner Gewalt gewesen sei. Nach stundenlangen Verhandlungen mit Polizeikräften ergab sich der Mann schließlich.

Angestellte verlassen weinend das Gebäude

Der Geiselnehmer war nach Polizeiangaben um kurz vor 9 Uhr Ortszeit in das Verwaltungsgebäude eingedrungen und hatte dann selbst die Polizei verständigt. Das Gebäude, in dem normalerweise rund 700 Beschäftigte der Provinzregierung von Alberta arbeiten, wurde geräumt, einige Angestellte verließen das Gebäude unter Tränen. Die angrenzenden Straßen wurden gesperrt. Auf Bildern örtlicher Fernsehsender war zu sehen, dass das Gebäude von schwer bewaffneten Einsatzkräften der Polizei umstellt wurde. Auch zwei Roboter zur Entschärfung von Sprengsätzen waren zu sehen.

Zwischenzeitlich sorgten Berichte von Augenzeugen für Aufregung, sie hätten Explosionsgeräusche gehört. Ein Augenzeuge berichtete, dass eine Gruppe Polizisten kurzzeitig in das Gebäude vordrang. "Sie sind nicht lang geblieben, vielleicht drei oder vier Minuten, dann sind sie rausgegangen", sagte Bill Moore-Kilgannon, der in einem benachbarten Gebäude arbeitet, dem Sender News Channel.

Wut auf die Behörden

Der Geiselnehmer handelte offenbar aus Wut auf die Gesundheitsbehörde von Alberta. Er habe einem Amtsarzt vorgeworfen, ihm bei einer Routine-Untersuchung die Bänder im Knie verletzt zu haben, zitierte die Zeitung "Edmonton Journal" einen Mann, der in der selben Einrichtung für betreutes Wohnen wie der Geiselnehmer lebe. Der Geiselnehmer sei auch wegen eines Sorgerechtsstreits mit seiner Ex-Frau "instabil" und "sehr angespannt" gewesen. Ein Polizeisprecher sagte lediglich, ein Streit zwischen dem Geiselnehmer und einer Behörde könne der Auslöser für die Tat gewesen sein.

(AFP/pst)
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