Papst lockert Kondom-Verbot Benedikt XVI. erntet viel Zustimmung

Rom (RPO). Die Äußerungen von Benedikt XVI. zur Verwendung von Kondomen in Einzelfällen wird von vielen Geistlichen der Katholischen Kirche geteilt. Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sieht darin die katholische Morallehre bestätigt. Wir haben weitere Reaktionen zusammengestellt.

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Als "überraschenden Schritt" hat der emeritierte Münchner Moraltheologe Johannes Gründel (81) die Verwendung von Kondomen in Einzelfällen gewertet.

Damit lasse der Papst erstmals eine Güterabwägung zu, sagte Gründel am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wenn ein Kondom verwendet werde, um einen anderen Menschen vor einer HIV-Infektion zu schützen, werde ein geringeres Übel in Kauf genommen, um ein größeres zu vermeiden. Der Schutz des Lebens stehe so im Vordergrund.

Mit diesen päpstlichen Äußerungen sei keineswegs ein volles Ja zur allgemeinen Empfängnisverhütung verbunden, erinnerte Gründel. Benedikt XVI. nenne nur ein Extrembeispiel.

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat die Lockerung des Kondom-Verbots als Bestätigung der katholischen Morallehre bezeichnet. Es sei gut, dass der Papst das jetzt so klar und deutlich gesagt habe, erklärte Jaschke am Montag im Deutschlandfunk (Köln).

In bestimmten Situationen könne das Kondom der "Anfang der Moralität" sein, fügte Jaschke hinzu. Jaschke warnte zugleich davor, Sexualität zu einer "technischen Sache" verkommen zu lassen. Sexualität müsse vielmehr immer mit Liebe und Partnerschaft in Verbindung gebracht werden.

Die Äußerung Papst Benedikts XVI. bezieht sich nach den Worten von Kardinal George Cottier nur auf "Ausnahmefälle". Ein solcher liege etwa bei HIV-Infizierten vor, sagte der frühere päpstliche Haustheologe in einem Interview mit der römischen Tageszeitung "Il Messaggero". Wenn man in einer Extremsituation lebe, könne es von einem moralischen Standpunkt aus erlaubt sein, das Leben auch mit "falschen Hilfsmitteln" zu verteidigen, sagte der aus der Schweiz stammende Dominikaner.

Wer HIV-positiv sei, habe die Pflicht, das Gebot "du sollst nicht töten" zu respektieren, so der 88-jährige Kardinal. Diese "Theorie des geringeren Übels" müsse jedoch mit großer Vorsicht angewandt werden. Die Kirche habe ihre grundsätzliche Auffassung nicht geändert, nach der Enthaltsamkeit das beste Mittel zum Schutz gegen Aids sei.

Der Theologe Hans Küng sieht in den neuen Äußerungen des Papstes lediglich eine "taktische Anpassung". Es sei zwar lobenswert, dass Benedikt XVI. mit seiner Position, das kirchliche Kondomverbot zum Schutz gegen Aids zu lockern, von der offiziellen Linie abrücke, sagte Küng am Montag dem Internetportal sueddeutsche.de.

Eine grundsätzliche Wende wäre aber erst, "wenn Benedikt nicht nur männlichen Prostituierten eine Antwort gibt, sondern heterosexuellen Ehepartnern: Dass die katholische Kirche endlich davon abrückt, dass Empfängnisverhütung unsittlich sei."

(epd/kna)
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