Xanten Die Geschichte eines Pinguins in 21 Klavierstücken

Xanten · Dass neue Musik richtig spannend sein kann, erfahren die Zuhörer des Komponisten Ratko Delorko in der Reihe "pianoforte 17".

Neue Musik klingt schräg, ist unverständlich und sinnlos - wer hat das nicht schon einmal gedacht? Den besten Gegenbeweis lieferte der Verein Stadtkultur Xanten und bot ein ganz besonderes Konzert-Erlebnis.

In der Klavierreihe "pianoforte 17" war der Pianist und Komponist Ratko Delorko zu Gast. In seinem selbst komponierten Klavierzyklus "Silbersand & Silberland - Wege und Einsichten des Pinguins" entführt Delorko sein Publikum in eine Fantasiewelt. Die Geschichte dieses Pinguins erzählt Delorko in 21 Klavierstücken, denen je ein kleiner beschreibender Text vorangeht. Die Texte sind von dem Schauspieler Reiner Schöne eingesprochen worden und werden während des Konzerts vom Band abgespielt.

Zu Beginn erläutert Delorko selbst ein paar Details seiner Komposition. Er zeigt dem Publikum einzelne musikalische Motive und wie sie im Verlauf der Stücke verarbeitet werden können. So hat zum Beispiel der laufende Pinguin sein eigenes Klangbild, der Bösewicht-Pinguin namens Lautland und die schöne Marina auch.

Auf diese Weise ergeben sich viele Klangbilder, die für eine bestimmte Person oder Situation stehen. Dazu zeigte Delorko auch immer das Notenbild dieser Motive. Auch während der ganzen folgenden Aufführung konnte das Publikum die Noten über eine Projektion mitverfolgen. Dies gab zum Einen die Möglichkeit, die zu Beginn erklärten Motive hörend und sehend wiederzuerkennen, sowie zum Anderen einen interessanten Einblick in die Notation der Musik.

Nun begann die Reise des Pinguins, und Delorko vermochte es, mit seinen Kompositionen eine verzauberte Stimmung zu erzeugen. Die ruhige pendelnde Oktave, die den Gang des Pinguins beschreibt, wurde zu einer Art Keimzelle der Fantasie aus der der Zyklus entsprang. Wenn der Pinguin mit seinen Freunden eine Party feiert, fliegen Delorkos Hände über die Tastatur, nicht selten spielen wilde jazzige Elemente in seine Musik ein.

Wenn der böse Lautland erscheint, donnert Delorko tiefe Oktaven, die mit einer eingefügten Quinte noch bedrohlicher klingen, da das Ohr psychoakustisch dazu noch eine tiefere Oktave, eine Suboktave, hört. Delorko verarbeitet auch alte Formen klassischer Musik in seinen Kompositionen. So ist an einer Stelle eine dreistimmige Fuge zu hören, die durch die altbekannte Form und Rhythmik an barocke Musik erinnert, durch die moderne Harmonik jedoch einen besonderen Reiz bekommt.

Auch ein Menuett kommt vor, ein barocker und klassischer höfischer Tanz im Dreivierteltakt, der bei Delorko durch die Erweiterung der klassischen Form und der Harmonik zu einem "Pinguinett" wird.

Ratko Delorko hat mit "Silbersand & Silberland" ein sehr fantasievolles Gesamtkunstwerk geschaffen, das unterhaltsam, witzig und lehrreich für ein jüngeres Publikum und nicht weniger spannend für alle anderen Zuhörer und Zuschauer ist. Dieses Konzert bot eine gute Gelegenheit zu erkennen, dass neue Musik nicht immer atonal und schwer zu verstehen sein muss, sondern dass ein Komponist heutzutage auch ein Werk schaffen kann, das zugänglich und dennoch nicht inhaltsleer ist.

(RP)
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