St.Barbara in Wülfrath Die Kirchenglocken sind verstummt

Wülfrath · Weil die Kirche sparen muss, ist beschlossen worden, St. Barbara in Schlupkothen zu schließen.

 Außer Dienst gestellt: Die Gemeinde gibt St. Barbara auf. 1937 war die kleine weiße Kirche mit dem schwarzen Schieferdach erbaut worden.

Außer Dienst gestellt: Die Gemeinde gibt St. Barbara auf. 1937 war die kleine weiße Kirche mit dem schwarzen Schieferdach erbaut worden.

Foto: Blazy, Achim (abz)

An diesem düsteren, verregneten und grauen späten Nachmittag fallen den meisten Gottesdienstbesuchern die 78 Stufen hinauf zu der kleinen weißen Kirche St. Barbara besonders schwer. „Ja, da wird einem schwer um das Herz“, seufzt der 88-jährige Theodor Waldeyer und wirft noch einmal einen Blick hinunter ins Tal, bevor er das Gotteshaus ein allerletztes Mal betritt, „aber was soll man machen? Die Kirche muss sparen.“

Auch Barbara Biedron ist mit zwei ihrer Töchter hergekommen, gegen die Kälte und den Regen haben sie ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Der Abschied von dem so Vertrauten fällt ihnen ganz offensichtlich nicht leicht. „Diese Kirche ist doch ein Symbol“, beklagt Barbara Biedron die Entscheidung, „man sieht sie von der Autobahn aus, sie ist quasi die Tür zu Wülfrath, wenn man von Wuppertal aus kommt. Es ist traurig, uns das zu nehmen.“

Ihre Töchter seien hier groß geworden, erzählt sie, oft seien sie hergekommen in die Gottesdienste. „Oder auch nur zum Spielen“, ergänzt Tochter Gracia, 25, die Erinnerungen, „wir haben hier auf dem Gelände fangen gespielt oder Kastanien gesammelt. Und meine Freundin hat unlängst hier geheiratet. Ein wunderschöner Ort.“

Letztlich aber war das wohl auch der Grund für eine Entscheidung, die die Schlupkothener zwar sehr trifft, aber im Gesamtkontext nachvollziehbar scheint: Bereits seit eineinhalb Jahren wurden hier keine Messen mehr abgehalten, nur wenige Mal öffnete die Kirche ihre Pforte für besondere Anlässe, wie etwa Hochzeiten. „Ich kann mir vorstellen, dass es für Sie alle ein merkwürdiges Gefühl heute ist, hier zu sein“, sagt Pfarrer Jürgen Arnolds in seiner Begrüßungsansprache, „eine Mischung aus Traurigkeit und der Angst vor Veränderung.“

Die Gemeinde ist zahlreich erschienen, alle 18 Bänke sind gefüllt, viele verfolgen das Patrozinium im Stehen, die Mitglieder der Kirchenchöre St. Maxim, Düssel, und St. Josephs, Wülfrath, nehmen die obere Empore ein. Einige der Anwesenden halten ihre Köpfe gesenkt, wirken gedankenverloren, abwesend, andere folgen eher interessiert und neugierig dem Geschehen, den Worten des Pfarrers.

„Gott“, so verspricht der Theologe, „Gott bleibt hier auf eine andere Weise, auch wenn die Kirche geschlossen wird. Wenn wir die emotionale Verbindung zu Gott haben, tragen wir das Licht in uns, Gott braucht uns als Lichtträger nach außen. Unser Herz darf bis an das Lebensende für diese Kirche schlagen, aber wir sollten die Schließung als Wendepunkt und nicht als Endstelle zu sehen. Wir sollten diese Entscheidung als Einladung ansehen, als die Einladung, Gott in die Welt hinaus zu tragen.“

Die kleine weiße Kirche mit dem schwarzen Schieferdach war 1937 erbaut worden.

Kalk Wülfrath hatte das Grundstück zur Verfügung gestellt, die vielen Arbeiter kamen oft nach Feierabend. Weil die heilige Barbara auch Patronin der Bergleute und Steinbrecher war, wurde die kleine Kapelle ihr geweiht.

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