Das Kempener Stadtarchiv und Seine Schätze (5)Weimarer Republik und "Drittes Reich"
Willich · Mit dem Ende des Kaiserreichs im November 1918 brechen auch für die Kreisstadt Kempen unruhige Jahre an. Auf die aus dem Ersten Weltkrieg zurückflutenden deutschen Soldaten folgt vom Dezember 1918 bis zum Februar 1926 belgische Besatzung. Die Inflation findet im November 1923 Höhepunkt und Ende. Aber am "Schwarzen Freitag", 24. Oktober 1929, brechen weltweit die Aktienkurse ein, und bald erreicht die Wirtschaftskrise auch Kempen - Nährboden für den Nationalsozialismus.
31.01.2018
, 00:00 Uhr
Kempen Wie erfährt man, was in den 1920er- und 30er-Jahren in Kempen geschah? Die Zeit von 1815 bis etwa 1932 ist im Bestand Stadtarchiv Kempen des Kreisarchivs mit 3100 Akten gut überliefert. Zu diesen Quellenbeständen der Stadt Kempen kommen mit mehr als 2500 Archivalien die Archive der Gemeinden Schmalbroich, St. Hubert und Tönisberg. Und zahlreiche Privatarchive aus dem Gebiet der heutigen Stadt Kempen: Familien- und Hofesarchive; Protokollbücher von Vereinen; Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten.
Ferner an die 1400 Karten und Pläne. Nicht so gut steht es mit der Dokumentation des "Dritten Reiches". Die Akten der NS-Zeit wurden im Mai 1946 auf Geheiß des damaligen Bürgermeisters Peter Kother auf dem Hof des Gaswerks im Sinne eines "Schwamm drüber!" verbrannt. Kother kam aus der katholischen Zentrumspartei und war als Kommunalpolitiker von den Nazis kalt gestellt worden. Aber er liebte seine Stadt, war auf Frieden und Ausgleich bedacht und wollte keinen Mitbürger belasten.
Fazit: Wer heute über "Kempen unterm Hakenkreuz" forschen will, sollte andere Bestände befragen - vor allem die Zeitungsbände und Kreisakten des Kreisarchivs und die Entnazifizierungs- und Gestapoakten im Landesarchiv NRW.