Stadt Willich Blumenwiese für Kulturdenkmäler

Stadt Willich · Die historischen Grabsteine auf dem Anrather Friedhof verschwinden nach und nach. Heinz-Gerd Schroers bedauert das sehr — und hat eine Idee.

 Der Anrather Heinz-Gerd Schroers vor einer der Familien-Gruften auf dem Anrather Friedhof. Er möchte, dass die Grabmäler erhalten bleiben.

Der Anrather Heinz-Gerd Schroers vor einer der Familien-Gruften auf dem Anrather Friedhof. Er möchte, dass die Grabmäler erhalten bleiben.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die regelmäßigen Spaziergänge durch die Anrather Donk führen Heinz-Gerd Schroers und seine Frau Monika auch des Öfteren über den Friedhof in Anrath. Die parkähnliche Anlage, die genau zwischen Donk und Theodor-Heuss-Park liegt, ist geprägt von alten Bäumen und gepflegten Heckenanlagen. "Uns ist bei einigen der Spaziergänge aufgefallen, dass die historischen Grabsteine entfernt und entsorgt werden, wenn die Gruften, auf denen sie stehen, abgelaufen sind", berichtet Heinz-Gerd Schroers. In seinen Augen prägen gerade diese alten, oftmals künstlerisch gestalteten Grabsteine das Bild des Friedhofes ungemein. In den Augen des Anrathers gehören sie einfach dazu. "Sie stellen ein Stück Friedhofskultur dar, und ich finde, sie sollten nicht entfernt und schon gar nicht von der Stadt Willich zerstört werden, wie wir es erst kürzlich gesehen haben", so Schroers.

Er machte sich Gedanken, ob es nicht möglich sein könnte, die Monumente zu erhalten. Dabei kam ihm die Idee, diese nicht mehr belegten Gruften in Blühwiesen zu verwandeln. In seinen Augen ein doppelter Gewinn: Die historischen Grabmale blieben erhalten, und die nicht mehr genutzten Gruften bekämen eine ökologische, leicht zu pflegende Anlage.

 Künstlerisch gestaltete, große Grabmale prägen den Anrather Friedhof. Laufen die Nutzungsrechte aus, werden sie häufig zerstört.

Künstlerisch gestaltete, große Grabmale prägen den Anrather Friedhof. Laufen die Nutzungsrechte aus, werden sie häufig zerstört.

Foto: Kaiser Wolfgang

Die Idee spukte in seinem Kopf herum. Er kontaktierte den Bürgerverein, aber dort schien sich nach seinem Ermessen niemand für seinen Vorschlag zu interessieren. Durch einen Zufall sprach er mit einem Mitglied der CDU über den Friedhof. Heinz-Gerd Schroers wurde zur CDU-Bürgerrunde eingeladen und trug seine Idee vor. Die CDU nahm die Idee mit in die Fraktion und stellte einen Prüfauftrag innerhalb der Fraktion.

"Aus Sicht der Kultur ergibt es sicherlich Sinn, erhaltenswerte Grabsteine zu schützen. Es müsste sich immer der jeweilige Einzelfall angeschaut werden und man müsste auch schauen, welche für die Stadt Willich bekannte Größe dahinter steht", sagt die städtische Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger, von der RP auf die Idee des Anrathers angesprochen. Aber nicht nur die Kultur spielt hier eine Rolle. Es stellt sich zudem die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. "Ich stehe dieser Idee grundsätzlich nicht ablehnend gegenüber. Aber man darf nicht vergessen, dass wir uns, neben möglichen entstehenden Kosten, mit einem sehr sensiblen Thema auseinandersetzen", macht Willy Kerbusch, der Erste Beigeordnete und Kämmerer der Stadt Willich, deutlich. Er stellt sich die Frage, wer die Entscheidung treffen soll, welches Grabmal als erhaltenswert eingestuft wird. Und: Was ist mit möglichen noch lebenden Hinterbliebenen? Würden sie einem Erhalt zustimmen, nachdem die Gruft abgelaufen ist, oder wünschen sie eine Eliminierung, wie sie eigentlich auch vorgesehen ist.

Eigentümer einer Gruft sind nach Ablauf verpflichtet, diese abzuräumen oder durch die Stadt Willich räumen zu lassen. Es müssten allgemeingültige Regeln entwickelt werden. Dazu taucht das Problem der Nachbargräber auf. Würden deren Besitzer eine Blumenwiese als angemessen empfinden? Kerbusch könnte sich eher eine neutrale Grasfläche vorstellen. Der Beigeordnete und Kämmerer verweist darauf, dass die aktuellen, bezahlbaren Friedhofsgebühren bleiben sollen. Eine zusätzliche Pflege als auch die regelmäßige Überprüfung von solchen Grabmälern müssten hingegen auf die Gebühren umgelegt werden. Dennoch empfiehlt Kerbusch dem Anrather, einen Bürgerantrag zu stellen, denn auch er sieht in den Friedhöfen ein Stück Kulturgut.

(tref)
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