Stadt Willich Landwirte im Wandel der Zeit
Stadt Willich · Nach 25 Jahren als Stadt-Landwirt hat Theo Heyes sein Amt an Helmut Oellers abgegeben. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der Stadt Willich hat sich seit Heyes' Amtsantritt halbiert.
Etwas ruhiger will es Theo Heyes angehen lassen. Der 67-jährige Landwirt wird im Frühjahr den Hoferhof, den er seit 1980 bewirtschaftete, an seinen Sohn Thomas (46) übergeben. Theo Heyes hat vor wenigen Tagen bereits das Amt des Stadt-Landwirtes an den Neersener Helmut Oellers abgegeben.
25 Jahre lang war Theo Heyes für die Landwirtschaftskammer Berater und Willichs Stadt-Landwirt, davor fünf Jahre lang als Stellvertreter. Er kennt sich aus und stellt rückblickend fest: "Der Strukturwandel bei uns in der Landwirtschaft ist noch schneller vorangeschritten, als befürchtet." Vor etwa 25 Jahren habe es in der Stadt Willich rund 140 landwirtschaftliche Betriebe gegeben, derzeit seien es noch etwa 70. Einige Betriebe hätten sich zwar vergrößert, aber es seien in diesem Zeitraum durch Versiegelungen, durch neue Wohn- und Gewerbegebiete der Landwirtschaft in Willich rund 200 Hektar Fläche verlorengegangen.
Die Bereitschaft vieler Söhne sei durchaus vorhanden, in die Fußstapfen ihrer Väter zu treten. Dies hat Thomas Heyes bewiesen. Und auch Helmut Oellers kann sich auf seinen Nachwuchs verlassen: sein Sohn Helmut (26), ein studierter "Master of Science", früher hätte man dazu Diplom- Agrar-Ingenieur gesagt, ist seit November 2016 im Betrieb des Vaters angestellt.
Zurück zu Helmut Oellers senior, der mit seiner Ehefrau Marita und den beiden Kindern Helmut und Katja (16) am Bonnacker wohnt und den Hof seit 2001 führt. Den landwirtschaftlichen Betrieb hatte sein Opa Philipp aus kleinsten Anfängen heraus aufgebaut, dessen Sohn Karl-Josef (74)erweiterte den Betrieb. Bis 1976 war das Gehöft an der Hauptstraße in unmittelbarer Nähe des Schwarzen Pfuhls gewesen, ehe man zum neuen Standort wechselte. Derzeit bewirtschaftet Helmut Oellers rund 140 Hektar. Im Schwerpunkt sind dies Kartoffeln, Erbsen und Bohnen für die niederländische Fritten- beziehungsweise für die niederländische Konserven-Industrie.
"Allgemein muss das negative Image der Landwirtschaft weg, und ich möchte mit dafür sorgen, dass unsere Arbeit noch stärker als bisher von der Bevölkerung an- und wahrgenommen wird", sagt Oellers, der bereits seit 2010 der für Neersen zuständige Ortslandwirt ist. Der neue Stadt-Landwirt ist für eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit und appelliert an seine Kollegen, bei der Präsentation kreativ zu sein, die Bevölkerung stärker in die Arbeitsabläufe einzubeziehen, so wie es beispielsweise andere Höfe oder Hofläden machen. "Wir können doch nicht für alles verantwortlich gemacht werden. In einem Land, wo alles bis ins letzte Detail reglementiert und vorgeschrieben wird", sagt Oellers. Seine Frau Marita ergänzt: "Wir brauchen eine stärkere Vertretung für unseren Berufsstand. Schade, dass wir offenbar keine so große Lobby wie die Industrie haben."
Helmut Oellers spricht ebenfalls die zunehmende Versiegelung und die Eingriffe in die Ackerflächen an, macht dies am Beispiel der neuen Stromtrasse von Amprion deutlich, die womöglich durch Willicher Stadtgebiet führen wird. Verlierer dürften die Flächeneigentümer sein, die für die Bereitstellung der unterirdischen Stromtrasse nur "Peanuts" bekommen würden im Vergleich der Gewinne, die dadurch die Betreiber erzielen. Er werde dies mit aller Skepsis weiterverfolgen.
