Wesel Wüste Schlägerei mit Rechten

Wesel · An die Falschen gerieten sechs Angehörige der rechten Szene, die sich mit Football-Spielern in Mehrhoog eine üble Keilerei lieferten. Sie kassierten gestern Bewährungsstrafen. Volksverhetzung war nicht zu beweisen.

Gehörig verrechnet hat sich im April 2008 ein Sextett aus Wesel, Hamminkeln und Bocholt. Die Männer im Alter von 24 bis 39 Jahren aus der rechten Szene hatten eine nächtliche Schlägerei in Mehrhoog angezettelt und waren dabei an die Falschen geraten. Zum einen entpuppten sich die vermeintlichen Opfer als unangenehme Gegner: ein halbes Dutzend äußerst stabile Football-Spieler der Düsseldorf Panther, die gerade bei einem Freund einen Sieg in der Jugend-Bundesliga über Langenfeld gefeiert hatten und sich zu wehren wussten. Zum anderen setzte es wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung Mittwoch am Weseler Schöffengericht Haftstrafen zwischen sechs und zehn Monaten, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt sind.

Und es hätte deutlich härter kommen können für die Angeklagten aus der rechten Szene, die sich zudem wegen Volksverhetzung, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Beleidigung und Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten mussten. So sollten unter anderem der so genannte Hitlergruß gezeigt, ausländerfeindliche Parolen gegrölt und Schlagringe eingesetzt worden sein. Diese Vorwürfe waren Einzelnen nicht konkret nachzuweisen. So blieb es bei gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung.

Dabei spielte die Art der Beteiligung Einzelner keine große Rolle. Der Vorsitzende Richter Dreßler machte in der Urteilsbegründung deutlich, dass "Dabeisein auch Täterschaft" bedeuten kann: "Auch psychische Beteiligung oder Rumstehen reichen aus." Einem 39-Jährigen, der als Auslöser reuig Verantwortung übernahm, gab der Richter mit auf den Weg, dass es "schönere T-Shirts" gebe als das mit dem Namen des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß.

Treterei im "Stiefelkreis"

Hintergrund: Besagter Angeklagter war per Fahrrad in Mehrhoog auf eine Gruppe junger Männer — darunter zwei Farbige — getroffen, die dann mit ihm über sein Hemd und seine Ansichten "diskutiert" hatten. "Ihr werdet schon sehen", so einige der als Opfer aussagenden Zeugen, soll er dann gesagt und seine Freunde geholt haben. Die Angeklagten rückten mit zwei Pkw an und fingen laut Zeugen unvermittelt mit der Prügelei an. Dabei kam es unter anderem zu "Stiefelkreisen" (ein am Boden liegendes Opfer wird von Umstehenden getreten). Als sich die gleichfalls austeilenden Football-Spieler schließlich lösen konnten, flohen sie in Verstecke.

Die Beschuldigten selbst stellten die Sache anders und sich selbst als Opfer dar: Weil ihrem Freund auf dem Heimweg das Rad abgenommen worden sei, wollten sie der Sache nachgehen. Von der Schlägerei waren ihnen vor allem die eigenen Verletzungen im Gedächtnis geblieben. Rechte Sprüche hatte keiner gehört. Richter Dreßler sprach am Ende von einer "wechselseitigen Beteiligung" und hatte "im Hinterkopf, dass die Opfer wohl weniger Schäden" abbekommen hatten.

(RP)
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