Wesel Städtepartnerschaft mit China

Wesel · Prof. Hans-Walter Brosa (62) aus Lackhausen, der aktuell an der renommierten Shanxi-Universität einen Wirtschafts-Studiengang installiert, möchte Kontakte zwischen Wesel und dem „Reich der Mitte“ aufbauen.

Während die meisten seiner Altersgenossen längst den Ruhestand genießen, gibt der Lackhausener Hans-Walter Brosa (62) beruflich nochmal richtig Gas. Nicht nur, dass der Diplom-Ingenieur, seit vielen Jahren Lehrbeauftragter der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Essen, seit mittlerweile drei Jahren an der Universität von Taian chinesische Wirtschaftsstudenten auf Deutsch unterrichtet. Mittlerweile wurde Brosa damit beauftragt, in Taiyuan, der chinesischen Partnerprovinz von NRW, an der renommierten Shanxi-Universität einen komplett neuen Wirtschafts-Studiengang aufzubauen, wo er mittlerweile zum Professor ernannt wurde. Mit Brosa, der kürzlich aus China nach Wesel zurückgekehrt ist, sprach RP-Redakteur Klaus Nikolei.

Ihre Karriere ist in Zeiten, in denen kaum ein Angestellter über 60 beruflich noch aktiv ist, äußerst ungewöhnlich. Was treibt Sie? Ist es das Geld?

Brosa Bestimmt nicht. Der Aufbau des neuen Studiengangs in Taiyuan ist für mich persönlich eine große Herausforderung. Außerdem macht es mir sehr viel Spaß mit Menschen umzugehen und mich auf völlig unbekannte Situationen einzulassen. Das hält mich jung und fit.

Für Sie wäre die Rente mit 67 keine Thema, oder?

Brosa Für mich persönlich wäre das völlig in Ordnung. Ich denke sogar, dass ich heute viel mehr lerne, als in jüngeren Jahren.

Wie muss man sich Ihr Dozentenleben in China vorstellen?

Brosa Ich wohne dort auf dem Universitätscampus in einer chinesisch eingerichteten Lehrerwohnung. Mein Tag beginnt um 5.30 Uhr ohne Frühstück. Dann bereite ich mich auf meine Vorträge vor und halte ab 7 Uhr die erste Vorlesung in einem chinesischen Masterstudiengang, die von einem Kollegen ins Chinesische übersetzt werden. Nach dem Besuch der Mensa um 11.15 Uhr stehen Dozenten- und Assistentenbesprechungen auf dem Programm. Gegen 18.30 Uhr endet der Tag mit einem gemeinsamen Essen im Kreis der Studenten. Und danach widme ich mich wieder meinen intensiven Vorbereitungen.

Worin unterscheiden sich Ihre Studenten in Essen und in China?

Brosa Die Chinesen, die äußerst diszipliniert arbeiten, leben auf dem Campus in Studentenheimen. Eine Vorgabe lautet, dass sie spätestens um 22.30 Uhr im Heim sein müssen, da sie ansonsten notiert und bei dreimaliger Verspätung vor die Hochschulleitung erscheinen müssen. Noch etwa ist anders als in Essen, wo ich Vorlesungen für Berufstätige halte: Der Einfluss der chinesischen Eltern ist sehr stark. Alle möchten, dass ihre Kinder unbedingt einen guten Abschluss machen.

Kommen Ihre Studenten im Rahmen der wissenschaftlichen Ausbildung auch nach Deutschland?

Brosa Das deutsch-chinesische Studienprogramm der FOM sieht nach dem Grundstudium zwei Semester in Essen vor. Die ersten Chinesen sind übrigens schon da. Und ich habe vor, sie im Frühjahr auch nach Wesel einzuladen. Vielleicht könnte man die Stadt und beispielsweise die international agierende Altana Chemie in Wesel einbinden. Ich weiß nicht, ob ich da nach den Sternen greife, aber ich denke über eine Städtepartnerschaft nach, wie sie beispielsweise Marl mit der Stadt Changzhi eingegangen ist.

Wollen Sie Ihre Idee der Stadt offensiv verkaufen?

Brosa Ich würde mich gerne mit dem Weseler Wirtschaftsförderer in Verbindung setzen und prüfen, ob generell Interesse besteht. Ich denke, der Wachstumsmarkt China bietet deutschen Firmen große Chancen. Und durch meine Kontakte zu einigen Provinzregierungen könnte ich Verbindungen herstellen, die Wesel nutzen könnten.

(RP)
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