Schützen im Kreis Wesel Rezepte gegen Königsmangel gesucht

Kreis Wesel · Immer wieder kommt es bei Schützenfesten in der Region vor, dass sich kein Aspirant für die Regentschaft finden lässt. Jüngster Leidtragender ist der BSV Mehrhoog, der nun an Satzungsänderungen denkt.

 Der Holzvogel wird für das Königsschießen bei einem Schützenfest montiert (Archivbild).

Der Holzvogel wird für das Königsschießen bei einem Schützenfest montiert (Archivbild).

Foto: Isabella Raupold

Wie sehr die Menschen an den Gestaden des Rheins darauf gepolt sind, den Straßenrand zu säumen und und vorbeiziehenden Kolonnen zuzujubeln, das bewies am Wochenende der Auftakt zur Tour de France. Ob jahrelange Übung im Karneval und bei Schützenfesten dahintersteckt? Die Tour war eine Momentaufnahme mit großem Zulauf. Freunde des Brauchtums stellen zuweilen abnehmendes Interesse fest. Auch in den eigenen Reihen. Zwar ist es nicht an der Tagesordnung, dass sich kein Aspirant für eine Schützenregentschaft finden lässt, aber es kommt immer wieder vor. Am Wochenende hatte der Bürgerschützenverein Mehrhoog darunter zu leiden. Es wurde gefeiert. Aber die Inthronisation blieb aus. Zum ersten Mal in der 122-jährigen Geschichte des Vereins. Gesucht werden Rezepte, dem Königsmangel vorzubeugen.

Dabei hatten die Mehrhooger schon im Vorfeld des Festes einiges unternommen und auf Facebook sehr detailliert erläutert, was auf einen König zukommt, welche Hilfen es für die organisatorischen Begleiterscheinungen gibt und wie sich finanzielle Belastungen begrenzen beziehungsweise umlegen lassen. Unterm Strich lautete die Botschaft zusammengefasst: Habt keine Angst, es ist bezahlbar und für jeden machbar. Und außerdem blickt am Ende jeder König mit Freude auf eine schöne Zeit zurück, die er nicht mehr missen will.

Gefruchtet hat der Appell an alle Schützen über 18 Jahre mit dreijähriger Mitgliedschaft in diesem Jahr nicht. Zunächst ins Visier der Reformwilligen gerieten Bestimmungen. Zum Beispiel die fünfjährige Sperre für Leute, die bereits König waren. Jessica Bolland, Pressesprecherin des BSV Mehrhoog, erläuterte am Montag im Gespräch mit der RP weitere Möglichkeiten und auch Fallstricke. Im Falle mangelnder Bewerber, so Bolland, sei zunächst der Vorstand gefordert, Kandidaten zu stellen. Dies sei in diesem Jahr allerdings nicht möglich gewesen, weil etwa die Hälfte der Vorstandsmitglieder schon wegen besagter Sperre ausfielen. Andere sahen sich wegen privater Belastungen (Hausumbau, Erkrankungen etc.) nicht in der Lage. Aber, so Jessica Bolland weiter, eine Satzungsänderung, die für Vereine immer mit viel Aufwand verbunden ist, könnte zur vergleichsweise kleinen Hürde werden.

Im gut 300 Mitglieder starken Schützenverein Mehrhoog wird erwogen, die Organisation der Einheiten umzustellen. Zurzeit gibt es acht Züge zu jeweils 30 bis 40 Mann. Daraus sollen zwei Kompanien gebildet werden. Auch, um damit breitere Basen zu schaffen. Und wenn man dann schon einmal dabei sei, das interne Gesetz anzupacken und den gesamten Verein dazu zu befragen, dann könne man auch die Sperrzeit gleich mitändern. Eine Option wäre laut Sprecherin Bolland zudem die Reduzierung der Thronpaare. Noch begleiten acht Paare in Mehrhoog die Majestäten durch das Regentschaftsjahr, künftig könnten es sechs sein. 2017 ist insofern gerettet, dass der Vorstand Aufgaben des Königs übernimmt.

Wenig Probleme hat bekanntlich der Bürger-Schützen-Verein Wesel. Hier stehen die Königin sowie die Thronpaare weit im Vorfeld fest. Recht befreit können alle Schützen und Reiter auf den Vogel anlegen.

(RP)
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