Schermbeck Hamburg - Damm - Paris

Schermbeck · Bei der Feier einer Gedenkstätte für den Dammer Bahnhof wurden viele Erinnerungen ausgetauscht.

 Heinz Neu, Walter Prumbohm und Ernst-Hermann Göbel gestalteten am Samstagmorgen die Feier anlässlich der Eröffnung einer Stätte zur Erinnerung an den ehemaligen Dammer Bahnhof.

Heinz Neu, Walter Prumbohm und Ernst-Hermann Göbel gestalteten am Samstagmorgen die Feier anlässlich der Eröffnung einer Stätte zur Erinnerung an den ehemaligen Dammer Bahnhof.

Foto: Scheffler

Das Geräusch einer mit Dampf angetriebenen Lokomotive ertönt über einen Lautsprecher. "Zurücktreten von der Bahnsteigkante! Zug fährt ein." Erst pfeifend und dann laut rufend und mit erhobener Kelle geht Walter Prumbohm als Eisenbahnbeamter an den Zuschauern vorbei, die ins Dammerfeld gekommen waren, um an der Eröffnung einer Gedenkstätte teilzunehmen, mit der Wanderer und Radler künftig an jene Stelle erinnert werden sollen, wo vor genau vor 111 Jahren, am 1. Juli 1906, der Dammer Bahnhof unter dem Namen "Haltestelle Damm/Lippe" eröffnet wurde. Er lag auf der Linie Haltern-Wesel-Venlo als Teilstück der Eisenbahnlinie Hamburg-Paris.

Als Vorsitzender des Dammer Turmvereins begrüßte Ernst-Hermann Göbel mehr als 100 Besucher, die sich trotz regnerischen Wetters die Eröffnung der Gedenkstätte nicht entgehen lassen wollten. "Wir sind stolz auf euch, Mitglieder mit solchen Ideen brauchen wir", dankte Göbel den beiden Dammern Heinz Neu und Walter Prumbohm, die für die Planung und Realisierung der Erinnerungsstelle sorgten.

Seinen Bericht über die Entwicklung der Eisenbahnlinie ergänzte Heinz Neu um bislang weniger bekannte Angaben zum Dammer Bahnhof. Das Bahngebäude bestand aus dem Fahrkartenverkaufsraum und den Wartesälen der 1. und 2. Klasse. "Außen war das Gebäude mit Schiefer bedeckt, der Bahnsteig eine einfache Kiesaufschüttung", berichtete Neu und fügte hinzu: "Die Kosten beliefen sich auf 3770,63 Mark und wurden zum Großteil von den Gemeinden Gartrop und Damm getragen." Auf den großen Kastanienbaum nebenan deutend, berichtete Heinz Neu, dass dieser und ein weiterer Baum bei der Inbetriebnahme der Bahnlinie gepflanzt wurden. Beim Abriss der Bahngebäudes im Jahre 1954 sei ein Baum gefällt worden.

Nach der offiziellen Enthüllung einer von Nora Bilz entworfenen und in der Werkstatt von Helmut Schlappa gefertigten Gedenktafel, die wichtige Informationen über die Geschichte der ehemaligen Eisenbahnstrecke liefert, blieb den Besuchern Zeit, in den aufgestellten Zelten in gemütlicher Runde Erinnerungen wachzurufen an die Zeiten, als noch Züge durchs spärlich besiedelte Dammerfeld fuhren.

Volker Neu erinnerte an seinen Verwandten Emil Neu, der als Dampflokführer auf der Strecke unterwegs war. Der 81-jährige Dammer Dieter Burre fuhr vom Dammer Bahnhof aus in den Jahren 1947 bis 1951 mit dem Zug nach Wesel, wo er umsteigen musste, um den Zug in Richtung Blumenkamp zu benutzen. Anfangs lief er zu Fuß zum Bahnhof, später benutzte er ein Fahrrad, das er in einem Anbau des Dammer Bahnhofs unterstellen konnte. "Etwas neidisch war ich schon, wenn Erwin Krebbing neben meinem Fahrrad seine NSU-Quick abstellte", sagte Dieter Burre.

Heinz Schwiese konnte sich daran erinnern, dass er im Jahre 1946 mit seinem Vater den Zug am Dammer Bahnhof bestieg, um einen Kriegskameraden des Vaters im Sauerland zu besuchen. Der 84-jährige Heinrich Dickmann berichtete von Fahrten zur Verwandtschaft in Friedrichsfeld, wobei ein Umsteigen in Wesel in Richtung Oberhausen erforderlich wurde. Wenn Ernst Hövel und sein Freunde Basaltschotter auf die Gleise legten, dann knackte das so richtig schön, wenn der Zug drüberfuhr. Meistens hatte jedoch der Bahnbedienstete Johann Bußmann die Steine rechtzeitig vom Gleis getreten.

Der früher in Damm wohnende Drevenacker Rudi Höfemann erzählte von seinem Großvater Heinrich Krüger, der bei der Bahn beschäftigt war. "Ich durfte manchmal die Schranken rauf- und runterdrehen und bin sogar schon mit der Dampflok mitgefahren", erinnerte der 74-Jährige an den alten Bahnhof. Die aus Schiefer bestehende Fassade hat ihn oft gereizt, mit Kreide darauf zu schreiben oder zu malen. In der Nähe des Bahnhofs hatten die Großeltern einen Garten angelegt. Ab und zu kam es vor, dass ein Lokführer um Blumen für eine private Feier bat. Dann gingen er und sein Großvater in den Garten, suchten Blumen aus, während die Reisenden zuschauten und auf die Weiterfahrt warteten.

Ernst Hövel schenkte Heinz Neu am Samstag Fahrkarten aus den Jahren 1957 und 1958. Damals kostete eine Fahrt von Mülheim an der Ruhr nach Damm bei einer Fahrt in der 2. Klasse drei Mark. Für die Fahrt von Drevenack nach Damm mussten 30 Pfennig gezahlt werden. "1962 bin ich mit dem letzten Personenzug von Wesel aus nach Schermbeck gefahren, berichtete Brigitte Neu von der Einstellung des Personenverkehrs auf der Strecke Wesel-Haltern.

Beim Graben im Garten entdeckte Theo Krul eines Tages ein altes Fundament. Da er nicht ahnte, auf was er gestoßen war, meldete er den Fund an den Kreis Wesel weiter. Die Reste des ehemaligen Bahnhofs wurden seitens des Kreises als Bauschutt gedeutet, und so liegen sie noch heute unter der Grasnarbe.

(hes)
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