Wesel/Hamminkeln Hunde reißen zwei Lämmer in Bislich

Wesel/Hamminkeln · Schäfer und Biologische Station fordern verstärkte Kontrollen in Naturschutzgebieten und höhere Bußgelder.

 Schäfer Jens Holtkamp ist traurig, dass zwei Lämmer in Bislich am Deich eingeschläfert werden mussten.

Schäfer Jens Holtkamp ist traurig, dass zwei Lämmer in Bislich am Deich eingeschläfert werden mussten.

Foto: Malz

Der Mehrhooger Schäfer Jens Holtkamp (35) wollte kaum glauben, was ihm da ein Mitarbeiter des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze am Handy berichten musste: Zwei Hunde, ein Mischling und ein Jagdterrier, haben zwei drei Monate alte Bentheimer Landschaf-Lämmer im Naturschutzgebiet am Bislicher Rheindeich gerissen. Der von Holtkamp sofort informierte Tierarzt musste die beiden an Ort und Stelle einschläfern. Einem Lamm wurde in die Kehle gebissen und die hintere Keule zerfetzt, dem anderen das Fell vom Bauch bis zu den Füßen weggerissen. Dass nicht noch mehr Tiere der 300-köpfigen Herde schwer verletzt wurden, ist dem beherzten Eingreifen des Deichverbands-Mitarbeiters zu verdanken, der die Hunde verjagt hatte. Die in Tränen aufgelöste Halterin hatte das Duo einfach frei laufenlassen.

"Wir haben fast täglich das Problem, dass Besitzer ihre Hunde nicht anleinen, obwohl sie dazu verpflichtet sind. Und wenn man etwas sagt, dann wird man oft sofort angeschrien", beklagt sich Jens Holtkamp über die Masse der "null toleraten Halter", die einfach unbelehrbar seien und denen dringend Einhalt geboten werden müsse durch mehr Kontrollen. Genauso sieht das auch Hans Glader von der Biologischen Station im Kreis Wesel. Auch ihm ist es ein Rätsel, "warum Hundehalter ausgerechnet in Naturschutzgebieten ihre Tiere frei rumlaufen lassen. Es gibt doch ausgewiesene Flächen für die Hunde." Naturschutzgebiete seien schließlich in erster Linie dafür da, bedrohten Pflanzen und Tieren ein Refugium zu bieten, in dem sie ungestört sind. Wie Schäfer Holtkamp fordert auch Glader verstärkte Kontrollen nach niederländischem Vorbild.

"Die beim Kreis angesiedelte Untere Landschaftsbehörde muss langsam aber sicher Ranger einstellen, die Kontrollbefugnis haben und Bußgelder verhängen können", meint Glader. Es könne nicht sein, dass das Artensterben vorangehe und nichts passiere. Holtkamp plädiert dafür, dass die Bußgelder so steigen müssten, "dass es den Leuten richtig wehtut. Über die zehn Euro, die sie zahlen müssen, wenn sie ertappt werden, lachen die sich doch kaputt."

Stichwort Geld: Der Mehrhooger Schäfer hat Glück im Unglück, dass die Hundehalterin versichert ist und er nicht auf den Kosten sitzenbleibt. "Die beiden Lämmer hatten einen Wert von gut 300 Euro. Hinzu kommt, dass der Zaun an zwei Stellen beschädigt wurde, die beiden Mutterschafe nun täglich abgemolken werden müssen und die Herde Zeit braucht, sich wieder an unsere Hütehunde zu gewöhnen." Alles in allem bedeute das für ihn einen hohen zeitlichen Aufwand.

Und was sagt die Untere Landschaftsbehörde? Die RP fragte nach bei Behörden-Mitarbeiter Joachim Wittebrock, der dieses "riesige Thema" seit Jahren kennt. Klar sei, dass man mehr Präsenz zeigen müsse und am Deich womöglich mit der Wasserschutzpolizei zusammenarbeiten werde. "Wir sind am Ball."

(RP)
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