Wesel Gasalarm legt Weseler Innenstadt lahm

Wesel · Auf der Baustelle an der Ecke Esplanade/Moltkestraße/Wallstraße hat ein Bagger gestern eine Gasleitung beschädigt. Das Gebiet wurde evakuiert. 25 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Nach drei Stunden gab es Entwarnung.

 Blick von der Poppelbaumstraße - Höhe Post - auf die am Berliner Tor zusammengezogenen Einsatzkräfte

Blick von der Poppelbaumstraße - Höhe Post - auf die am Berliner Tor zusammengezogenen Einsatzkräfte

Foto: Arnulf Stoffel

Die einen waren auf dem Weg zur Arbeit, andere noch gar nicht richtig wach, als gestern Morgen ein Gasalarm urplötzlich die gewohnten Abläufe mitten in der Stadt empfindlich störte. Bis in die Haarspitzen sensibilisierte Ordnungskräfte evakuierten vorsorglich das Gebiet rund um die Ecke Esplanade/Moltkestraße/Wallstraße. Gegen 9 Uhr hatte ein Bagger auf der dort seit Anfang Oktober eingerichteten Baustelle eine Erdgasleitung beschädigt. Wenig später wimmelte es rund um das Berliner Tor von Feuerwehrleuten und Polizeibeamten. Der Unfallort wurde weiträumig abgesperrt. Aus den unmittelbar benachbarten Häusern mussten 25 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Auch das Modehaus Mensing wurde geräumt. Ohne dass es dabei größere Schwierigkeiten gab.

Dass hier von jetzt auf gleich was nicht in Ordnung war, war vielen schnell klar. Das "mit einem Geräusch wie ein Fauchen" austretende Gas stieg ihnen übel in die Nase. "Es stank wie die Pest", schilderte zum Beispiel Udo Tekath aus der nahen Kanzlei weiter die Situation. Der Rechtsanwalt wollte gerade sein Auto besteigen, als besorgte Ordnungskräfte ihn stoppten.

Eine Zigarette anzünden, eine Türklingel betätigen, ein Handy benutzen oder einen Motor starten: Alles, was das Gas-Luft-Gemisch hätte zur Explosion bringen können, war tabu. "Jetzt kann ich weder nach Bocholt fahren, noch ins Büro zurückkehren. Ich kann nur Kaffee trinken", sagte Tekath und fügte sich hinter den Absperrbändern am Rand der Fußgängerzone in sein Schicksal. Immerhin blieb die Einkaufsmeile von der Evakuierung ausgenommen.

 Notstopfen: Mit einem Lappen wurde das Leck der Gasleitung (Bildmitte) vorübergehend geschlossen. Zu den Begutachtern der Lage zählte unter anderem Stadtwerke-Rohrnetzmeister Thomas Steffans (2.v.r.).

Notstopfen: Mit einem Lappen wurde das Leck der Gasleitung (Bildmitte) vorübergehend geschlossen. Zu den Begutachtern der Lage zählte unter anderem Stadtwerke-Rohrnetzmeister Thomas Steffans (2.v.r.).

Foto: Fritz Schubert

"Das oberste Ziel war es, Zündquellen zu vermeiden", erklärte später Jörg Grossart, Einsatzleiter der Weseler Feuerwehr. Unterdessen war die Leckstelle der Gasleitung mit einem Lappen vorübergehend geschlossen worden. Mitarbeiter der Stadtwerke hatten sich zunächst um die Absperrung der betroffenen Rohre gekümmert. Rundherum wurden permanent Luftmessungen vorgenommen. Parallel brachten Wehrleute für den Ernstfall Wasserwerfer und Schaumrohre in Stellung.

Die Unterbrechung der Gasversorgung betraf laut Rohrnetzmeister Thomas Steffans von den Weseler Stadtwerken übrigens nicht die normalen Haushaltsanschlüsse. Gelitten hatte eine Spezialleitung mit erhöhtem Druck (750 Millibar) für einige wenige, sogenannte größere Kunden. Zum Beispiel den Kaufhof am Mathenakreuz, den Textiler Mensing und die Post am Berliner Tor sowie den Sitz der Hafengesellschaft Delta-Port an der Moltkestraße.

 Blick von der Ecke Moltkestraße/Esplanade auf die Baustelle in der Wallstraße

Blick von der Ecke Moltkestraße/Esplanade auf die Baustelle in der Wallstraße

Foto: Fritz Schubert

Lob zollten Experten dem unglücklichen Baggerfahrer. Polizeisprecher Timm Wandel bescheinigte dem Mann Geistesgegenwart: Er habe nicht nur unmittelbar nach dem Malheur die Gefahr erkannt, sondern auch klug gehandelt, indem er Erde und Sand auf die Leckstelle packte sowie noch die Baggerschaufel auf das Häufchen gelegt habe.

Am Ende kamen die Weseler und ihre Stadt noch einmal glimpflich davon. Auch in den evakuierten Gebäuden wurde die Luft geprüft, bis eine Gefahr für gebannt erklärt werden konnte. Kurz vor 12 Uhr gab es dann schließlich Entwarnung. Sämtliche Absperrungen wurden aufgehoben. Die Polizei, die mit 14 Streifenwagen im Einsatz gewesen war, stellte fest, dass zu keinem Zeitpunkt konkrete Explosionsgefahr bestanden habe. Verletzt wurde niemand.

Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr stellten während des Einsatzes den Brandschutz für die Stadt sicher. Am Geschehen beteiligt waren neun Kräfte der Hauptwache und 28 des Löschzugs Stadtmitte sowie vier des Rettungsdienstes mit insgesamt elf Fahrzeugen.

(fws)
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