Wesel Freier Blick aufs Fort Blücher

Wesel · An der Rheinbrücken-Baustelle fielen gestern auf Büdericher Gebiet reihenweise Bäume. Man sieht die Reste der ehemaligen Festungsanlage sichtbar. Naturschützer freut die Rodung, denn das Fort ist Quartier für Fledermäuse.

Es kreischt die Säge auf der Büdericher Seite der Rheinbrücken-Zufahrt, große Bäume fallen. In einer Radikalkur wird auch dichtes Buschwerk gerodet. Üppige Natur am Straßenrand verschwand gestern – und doch sind die Naturschützer angetan. Dieser Widerspruch hat mit den Resten des alten Fort Blüchers zu tun. Es ist ebenfalls weitgehend vom Bewuchs freigeschnitten worden und für jeden Autofahrer, Radler oder Spaziergänger erstmals offen zu sehen. Das finden vor allem die Fledermaus-Experten gut. Der alte Kasernenteil ist prima als Winterquartier für die schnellen nächtlichen Flieger. Und der offen einzusehende Bau kann nun besser gegen Randalierer geschützt werden, die hier seit Jahr in Unwesen treiben.

Straßendamm kommt weg

Ein bemerkenswerter Anblick, wenn man die leicht ansteigende Kurve aus Richtung des Polderdorfs zur alten Rheinbrücke entlangfährt: Vorne der rissige, historische Ziegelbau bekrönt mit kleinen Bäumen, Büschen und Grünzeug. Direkt dahinter der kalte, glatte, optisch erdrückende Beton des Brückenneubaus.

Für die Rodung am Fort ist Hans Löckmann vom Landesbetrieb Straßen NRW verantwortlich. „Wenn 2009 die Brücke fertig ist, wird linksrheinisch der bestehende Straßendamm abgerissen, um den Hochwasserabfluss zu verbessern. Und da stören die Bäume“, erklärt Stöckmann. Am Rest des Forts, so ist es mit der Denkmalbehörde und den Experten der Biologischen Station abgesprochen, werden die mutwillig von Vandalen eingebrochenen Löcher im Mauerwerk verschlossen, Büsche und Sträucher vom Dach entfernt. „Nachdem uns die Grundstücke übertragen wurden, haben wir eine Verkehrssicherungspflicht“, erklärt Löckmann.

Natürlich tut es den Leuten von Bio-Station um jeden alten Baum leid, der gefällt werden muss. „Wichtig ist für uns aber, dass die Bäume jetzt fallen. So haben die Saatkrähen noch die Möglichkeit, andere Nistplätze zu suchen“, sagt Biologin Regina Müller. Ansonsten ist sie von den Aktivitäten von Straßen NRW angetan. Denn durch den Bauzaun und die Absicht, die Löcher in den bis zu drei Meter dicken Wänden zuzumauern, werden ungebetene Gäste davon abgehalten, den Frieden der Fledermäuse stören könnten. „Neben den Heubergkasematten ist das Fort Blücher mit etwa 70 von uns gesichteten Tieren eine der wichtigsten Winterquartiere für Fledermäuse im Kreis Wesel“, weiß Regina Müller.

Allerdings dürfte die tatsächliche Zahl der Tiere, die es sich in Spalten und Fugen des alten Gemäuers gemütlich gemacht haben, deutlich höher sein. In der Zitadelle Spandau, erzählt Regina Müller, habe man mit Hilfe einer Lichtschranke die Zahl der einfliegenden Säuger ermittelt. „Auf Wesel übertragen kann man davon ausgehen, dass das Fort tatsächlich gut 700 Tieren ein Quartier bietet.“

(RP)
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