Historischer Dorfrundgang Dawerkuser Ponchos für Südamerika

Wermelskirchen · Nicht nur der Wermelskirchener hält sich gerne für außergewöhnlich, auch der Dabringhausener sieht sich stark mit "seinem Dorf" verbunden. Dass es über Dawerkusen tatsächlich viel Wissenswertes zu erfahren gibt, wurde bei der Dorfbegehung unter der Führung von Uschi Hackstein deutlich. Etwa 25 Interessierte hatten sich dazu am Sonntag eingefunden.

Nicht nur der Wermelskirchener hält sich gerne für außergewöhnlich, auch der Dabringhausener sieht sich stark mit "seinem Dorf" verbunden. Dass es über Dawerkusen tatsächlich viel Wissenswertes zu erfahren gibt, wurde bei der Dorfbegehung unter der Führung von Uschi Hackstein deutlich. Etwa 25 Interessierte hatten sich dazu am Sonntag eingefunden.

Wer in Dabringhausens Ortskern seinen Blick gen Himmel richtet, entdeckt auf der Turmspitze der evangelischen Kirche keinen Wetterhahn, sondern einen Schwan als Wetterfahne. "Wie in einem Schatten-Bild kann man darin aber auch etwas anderes sehen - vielleicht eine Katze oder eine Maus", sagte Hackstein. Allerdings: Es wird sich um einen Schwan handeln, der an den tschechischen Theologen Jan Hus erinnert. Vor 600 Jahren - 100 Jahre vor Martin Luther - wollte der Theologe die Kirche reformieren und endete als Ketzer auf dem Scheiterhaufen. Auf dem Weg zum Vollzug seines Todesurteils soll Hus laut Überlieferungen gerufen haben: "Ich bin nur eine Gans, aus der noch ein schöner Schwan entstehen wird!" Spätere lutherische Gemeinden, zu denen auch die Dabringhausener Gemeinde zählt, sehen in eben diesem besagten Schwan ein Symbol für Luther.

Uschi Hackstein führte die Teilnehmer von der Dorfkirche zum ehemaligen Löschteich, der aus dem Odder-Bach gespeist wird. Der Teich ist inzwischen völlig verwildert und zugewuchert. Rita Idel, die mit ihrem Mann Rainer mitging, erinnerte sich: "In meiner Kindheit wurde hier im Winter Schlittschuh gelaufen. Und die Generation meiner Oma nutzte den Teich als Wasch- und Bleich-Platz." Natürlich durfte unter den Teilnehmern der eine oder andere Scherz über die "speziellen" Dawerkuser nicht fehlen. So betonte der Tenter Lothar Burghardt: "Der Dabringhausener kann arbeiten, der macht!" Daraufhin fügte Rainer Idel schelmisch hinzu: "Und der Wermelskirchener kann gut reden!"

Am Hotel "Zur Post" an der Altenberger Straße wurden für Uwe Intorf die Teenager-Jahre wieder lebendig. Um sein Taschengeld aufzubessern, stellte er von 1965 bis 1970 auf den dortigen Kegelbahnen für 50 Pfennig pro Stunde nach jedem Wurf die Kegelfiguren per Hand wieder auf. Das Leben im alten Dabringhausen prägte vor allem die Landwirtschaft, bevor auch die Weberei als weitere Einnahmequelle wichtig wurde: So befand sich eine Teppich-Weberei in Arnzhäuschen, in Grünenbäumchen gab es sogar eine Poncho-Weberei. Letztere arbeitete für eine Burscheider Firma, die die Ponchos aus Dawerkusen nach Südamerika verkaufte.

Dass das Dabringhausener Wappen aus dem Gerichtssiegel entstand oder im Bereich des ehemaligen Friedhofs (heutiger Park) in den 1970er Jahren sogar Relikte aus der Steinzeit (u.a. ein Beil) gefunden wurden, waren weitere spannende Anekdoten, die Uschi Hackstein bei dem Rundgang erzählte.

(sng)
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