Klar, dass die noch nicht immer sitzen, alles noch ein wenig schräg klingt in Anbetracht der Tatsache, dass die Drittklässler erst nach den Sommerferien Kontakt zu einem Instrument bekamen und Noten kennenlernten. Nur wenige hatten vorher schon Blockflötenunterricht.

Begeistert sind die Acht- und Neunjährigen allemal: Tamara, Louise und Alina haben beim Instrumentenkarussell, einem Schnupper- und Infotag im Mai 2014, unter anderem Klarinette ausprobiert und spontan beschlossen, dieses Instrument zu lernen, wie sie berichten. Yana-May dagegen betont stolz: "Schon als ich drei war, wollte ich Querflöte spielen lernen." Jetzt tut sie es. Ähnlich selbstbewusst hat Leonard die Trompete gewählt. Die wollte auch Ben spielen, ließ sich dann aber zum Saxophon überreden, das er mittlerweile ganz cool in Händen hält - "auch toll", konstatiert er. Alle Kinder wollten keine Kinderinstrumente, sondern "die Richtigen" spielen.

Zur Verfügung stellt die Instrumente die Musikschule Heinsberg, die mit dem Musikverein "Eintracht" Birgelen Kooperationspartner beim Projekt Bläserklasse ist. Vorbild ist die erfolgreich arbeitende Bläserklasse an der Birgelener Grundschule, erläutert Konrektorin Ruth Jansen. Sie ist als Vorstandsmitglied des Birgelener Musikvereins sehr interessiert an der Ausbildung musikalischen Nachwuchses - gerne auch im Blick auf "Eintracht". Aber das sei nicht zwingend, betont auch Vorstandskollegin Marion Sanders. Vor allem hoffen beide, dass die Kinder auch nach Verlassen der Grundschule das Orchestermusizieren beibehalten. Hintergrund: In Zeiten des Ganztagsunterrichts ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Kinder außerschulisch noch ein Instrument lernen. Die Bläserklasse machts möglich. Das Projekt wurde den Eltern bei einem Infoabend im Frühjahr vorgestellt, dann folgte der Schnuppertag. Zwölf Anmeldungen kamen. Die Eltern zahlen 30 Euro im Monat. Darin enthalten sind die Miete des Instruments, der Unterricht einmal pro Woche in Kleingruppen und das Orchesterspiel.

Musiklehrer Renier Scheepers, ein Niederländer, kommt von der Musikschule Heinsberg und lobt die Begeisterung der Kinder. Kein Wunder: Langweilige Tonübungen wie zu Großmutters Zeiten gibt es nicht mehr. "Kaum ausprobiert, schon spielen sie", sagt Ruth Jansen dazu. In Unterricht und Orchester werden gleich kleine Stücke gespielt. "Natürlich wissen die Kinder auch, dass regelmäßiges Üben wichtig ist", betont Scheepers. Im Frühjahr will die Schule für den zweiten Jahrgang der Bläserklasse bei den künftigen Drittklässlern werben, kündigt Ruth Jansen an. Und die Neuen werden schon nach zwei Monaten Unterricht mit den "Fortgeschrittenen" zusammenspielen.